Die Anderen: Moskowski Komsomolez
■ Betr.: Die Moskauer Tageszeitung zu Jelzin
Die Moskauer Tageszeitung zu Jelzin: Jelzin haben wir uns selbst zu verdanken. Wir haben ihm alles erlaubt. Wir waren über seine Erfolge begeistert, haben seine Schwächen ignoriert, seine Niederlagen gerechtfertigt. Damit haben wir seine schlechtesten Qualitäten entwickelt und die besten unterdrückt.
Die schlechten waren ohnehin stark, die guten schwach. Bis jetzt ließ er aber nicht auf das Volk schießen. Er zielte nur auf seine Konkurrenten. Und wir waren mit ihm, weil seine Ziele mit den unseren übereinstimmten, als er die Allmacht der KPdSU vernichtete. Wir dachten, er handle in unserem Interesse, aber wie immer waren wir es, die mißbraucht wurden. Unser Fehler war, daß wir einen Gangsterkrieg für den Kampf eines Demokraten gegen den Totalitarismus hielten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen