■ Linsen Soufflé
: Die Gierigen und die Dämlichen

Da vermeldeten wir doch letzte Woche an dieser Stelle, daß nicht Whoopi Goldberg die Oscar- Verleihung moderieren darf, sondern seine Flachheit Billy Crystal wieder den Job bekommen würde, und schon stimmt das auch nicht mehr. Crystal hat angeblich „keine Zeit“ – glaubt natürlich kein Mensch... Egal, denn schon wird ein neuer Name gehandelt: David Letterman soll den Abend schmeißen. Letterman ist das, was Thomas Gottschalk einmal werden möchte, wenn er groß ist: Talkmeister. Aber bei der Oscar-Vergabe möchten wir ihn dann eigentlich doch nicht sehen. Wir wollen Whoopi!! Whitney Houston dagegen wollten wir nie wieder über eine Leinwand stelzen sehen, doch das Grauen kommt zurück. Das Goldkehlchen, bekannt aus Funk und Fernsehen und aus dem kitschigen Popsternchen-Märchen „Bodyguard“, dreht ab Februar „Waiting to Exhale“, eine Geschichte über vier afroamerikanische Freundinnen. Angela Bassett darf auch mitspielen, nur Whoopi, die hat wieder mal niemand gefragt. Oder vielleicht hatte sie auch einfach keine Lust, jeden Mist mitzumachen.

Einer, der sich für absolut nichts zu schade ist, ist der Mann mit der oberen Augenlidschwäche und den schimmeligen Muskelsträngen: Sylvester Stallone. Nachdem zunächst Arnie Schwarzenegger und nach ihm auch Sean Connery die Rolle eines alternden Berufskillers abgelehnt hatten, übernimmt jetzt der Ex-Hengst Stallone den Part in Richard Donners „Assassin“. Na ja, wahrscheinlich braucht Sly einfach noch ein paar Dutzend Millionen Dollars. Überhaupt werden sie in Hollywood immer gieriger und fangen immer früher damit an. Die gerade mal sieben Lenze zählende Mara Wilson (die Kleine aus „Mrs. Doubtfire“) ist soeben Millionärin geworden. Für 1,5 Mio. Dollar unterzeichnete sie einen Vertrag, der sie zu nichts anderem verpflichtet, als in zwei Jahren in zwei Filmen mitzuspielen. Unglaublich, was es für tolle Jobs gibt – und daß es Leute gibt, die solche Jobs ablehnen. Zappelphilipp Jim Carrey zum Beispiel ist so einer. Nachdem er in kürzester Zeit vom Ziertierdetektiv über einen grüngesichtigen Wirbelwind zum König der Dämlichkeit in „Dumb & Dumber“ aufstieg, entwickelt Carrey jetzt Allüren. 18 Millionen Dollar haben sie ihm für die Hauptrolle in „Thief of Santa Monica“ geboten. Dafür sollte er einen Flaschengeist geben, ein Klacks. Aber was macht die Knallschote? Sie lehnt ab, aus „kreativen Gründen“.

Die schrecklichste Nachricht wieder mal zum Schluß: Francis Ford Coppola wird seinen heißgeliebten „Pinocchio“ nun doch nicht drehen können. Coppola hatte das Drehbuch bereits fix und fertig und außerdem zwölf Songs für den Film geschrieben, da kommt ihm doch die blöde Studiopolitik in die Quere. Der Meisterregisseur wollte die Langnase nämlich für Columbia realisieren, dabei hatte er übersehen, daß er den Stoff schon vor Jahren bei Warner entwickelt und ihnen die Rechte an dem Namen verkauft hatte. Pech. Doch Coppola legt die Hände nicht in den Schoß. Er arbeitet bereits an einem Skript für die Verfilmung von Jack Kerouacs Kultbuch „On the Road“. Auch nicht schlecht. Karl Wegmann