Sanssouci: Vorschlag
■ Soul Coughing im Loft
Da tritt der New Yorker Poet M. Doughty nicht nur bei Lesungen, sondern auch als Folksänger auf. Doch anstatt für Bob Dylan schwärmt er für den HipHop unserer Tage und verdient seine Brötchen auch noch als Türsteher in der New Yorker Knitting Factory. Und weil Doughty als Jazz- und HipHop-Schreiberling für die New York Press sich auch Gedanken machen muß, lag die Idee nahe, alle diese Einflüsse in einer Band zusammenzufassen. Die heißt jetzt Soul Coughing.
Eine Geschichte, dieFoto: Veranstalter
den alten Beatniks gefal-
len hätte. Nicht nur daß da einer dichtet und dabei seine Ideen einfach fließen läßt. Auch den Versuch, die Poesie zu musikalisieren, haben sie schon damals unternommen. „Howl“, jenes legendäre Gedicht, das zur Initialzündung der Beatniks wurde, war eigentlich schon ein Rap. Und daß Ginsberg später behauptete, „Howl“ sei nur ein Partygag gewesen, war zwar schade für Literaturwissenschaftler, aber paßte ins Bild. Jack Kerouac schrieb nicht nur manche seiner Bücher auf Telexpapier, auf daß der Gedankenstrom nicht durch das Umblättern behindert würde, sondern trug auch später, als die Beatniks längst akzeptiert waren, seine Texte zu verhaltenen Klavierklängen von Marcus Allen in dessen TV-Show vor. Der Drang der Beatniks, so dichten zu wollen, wie die Bebop-Musiker ihrer Zeit spielten, ist längst Legende und die Versuche der weißen Literaten, die Grenze zur Musik zu durchbrechen, seitdem mannigfaltig.
Tatsächlich bewegen sich Soul Coughing mit ihrem vertrackt groovenden Jazzgerüst viel näher an dieser Tradition als am HipHop. Doughty rappt oder toastet seine frei assoziierten Zeilen nur selten, meist singt er in einem weichen Timbre, das sich mit seinen rauhen Stimmbändern beißt. Spartanisch ist die Besetzung: Ein Standbaß, ein Schlagzeug und ein Sampler lassen aber nichts vermissen. Und ausnahmsweise stimmt mal die so beliebte Eigenwerbung der Plattenfirma: „Die Schublade, in die diese Band passen würde, muß erst noch gezimmert werden.“ Thomas Winkler
Am 30.1. um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg
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