piwik no script img

Noch mal: Hau weg das Erste!

■ Biedenkopf fordert wie Stoiber weniger ARD- Anstalten und stellt das erste Programm in Frage

Berlin (taz/dpa) – Ganz so isoliert, wie es vor zwei Monaten schien, steht Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nicht mehr da mit seiner Forderung, „gegebenenfalls“ das erste Fernsehprogramm der ARD einzustellen. Jetzt steht unter seinen Ideen auch die Unterschrift von Kurt Biedenkopf, Sachsens CDU-Regierungschef. Gemeinsam haben die beiden ein Positionspapier verfaßt, nach dem die Zahl der ARD-Anstalten von elf auf sechs oder sieben verringert und der Finanzausgleich unter ihnen abgeschafft werden soll. Höheren Rundfunkgebühren wollen sie nicht zustimmen und schlagen bei fehlenden Mitteln eher vor, „gegebenenfalls auf eine zweites nationales Vollprogramm neben dem ZDF zu verzichten“.

Die ARD greifen sie als „konzernähnliches Gebilde“ an, das vom WDR „zeitweise beherrscht“ werde. Die erste harsche Antwort kam aus München selbst. Der ARD-Vorsitzende und Intendant des Bayerischen Rundfunks, Albert Scharf, nannte das Positionspapier eine „ärgerliche Anhäufung unrichtiger Behauptungen und verdrehter Zusammenhänge“. Der Rundfunkstaatsvertrag verpflichte die Länder zu einem Fernsehgemeinschaftsprogramm.

IG-Medien-Chef Detlef Hensche sagte, Demokratie und Pluralismus erforderten zwei nationale öffentlich-rechtliche Vollprogramme. Auch Hessens Ministerpräsident, Hans Eichel (SPD), lehnte die Ideen von Biedenkopf und Stoiber ab: Hessen werde nicht helfen, eines der wichtigsten Informationsprogramme der Republik zu zerstören. Michael Rediske

Bericht Seite 18, Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen