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■ VorlaufSpätere Heirat ausgeschlossen / "Man(n) sucht Frau"

„Man(n) sucht Frau“ um 20.15 Uhr in der ARD

Sicher, wer seine Tages- oder Wochen- oder Stadtzeitung aufschlägt, dem fallen sie schon ob ihrer Masse ins Auge: die Partnerschafts- und Heiratsannoncen. Und es werden immer mehr, auch wenn sie in den Boulevardblättern noch hinter den Begleit- und Massageagenturen zurückliegen. Aber wer würde schon selbst eine solche Annonce auf- oder dies zugeben? Regisseurin Vivian Naefe und Autor Klaus Poche nahmen den authentischen Fall eines Frankfurter Journalisten als Vorlage und wollten der Sache auf den Grund gehen. Das hat nicht ganz geklappt – wie bekanntlich auch so manches Anbahnungsrendezvous.

Christoph Waltz in der Rolle des heiratswilligen Redakteurs ist unsicher, verletzlich und wortkarg. Zwischengeschlechtlich aber läßt er nichts anbrennen – eigentlich ein typischer 70er-Jahre-Filmheld, der, ausgestattet mit einer gewissen Furcht vor den erstarkten Frauen, lieber mal „zumacht“, als zu reden. So weit, so plausibel. Was aber sucht so einer auf dem Heiratsmarkt? Ordnung im Chaos, über das er derweil eine Artikelreihe schreibt, oder nur ein längeres Leben, das Verheiratete angeblich vor sich haben? Und vor allem: Was motiviert die 200 Frauen, die auf seine Annonce antworten, oder wenigstens diejenigen, die er „ausprobiert“? Das hätte man gerne genauer erfahren in einer Komödie, die immerhin einen Trend der Single-Gesellschaft behandelt, lieber anonym für sich zu werben als per Fügung oder Werbetätigkeit auf die passenden Mitmenschen zu stoßen.

Anderes wiederum ist sehr schön beobachtet: etwa die vielen unwichtig-wichtigen Details und Momente, über die sich Beziehungen charakterisieren, besonders jene, die erst der Tod scheiden soll. Die Ehe eines Freundes des Journalisten ist da eher ein schlechtes Vorbild – nicht zuletzt, weil der Held unbekümmert mit dessen Frau schläft. Für erheiternden Beziehungsstreß läßt sich der Film reichlich Zeit, und dank der sorgsam ausgesuchten SchauspielerInnen sind diese Szenen weitab vom melodramatischen Einerlei vieler TV-Produktionen.Oliver Rahayel

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