piwik no script img

Eisenbahner bleiben auf der Strecke

■ Bahn will sich von 90.000 MitarbeiterInnen trennen

Frankfurt/Main (AP) – Die Deutsche Bahn AG will bis Ende 1997 ihr Personal um ein Drittel oder fast 90.000 Mitarbeiter abbauen. Das sieht ein Planungspapier vor, das kurz vor Weihnachten im Vorstand verabschiedet wurde und nun den Betriebsräten zur Stellungnahme vorliegt. Daraus geht hervor, daß besonders nichtbeamtete Arbeitnehmer betroffen sind und die Ausbildung stark reduziert wird. Die Gewerkschaften GDBA und GdED äußerten gestern heftige Kritik und bezweifelten, daß sich so mehr Verkehr auf die Schiene bringen lasse.

Der Personalbestand der Bahn soll von 306.800 zu Jahresbeginn vor vier Wochen auf 219.750 Ende 1997 verringert werden. 30.850 Leute hofft die Bahn durch „normale Fluktuation“ loszuwerden, also durch Pensionierung, Tod, Invalidität, Eigenkündigung und „verhaltensbedingte Kündigungen“. 9.400 Mitarbeiter sollen durch Ausgliederungen einzelner Betriebszweige verlorengehen. 14.050 Beamte und 6.500 nichtverbeamtete Arbeitnehmer sollen vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden. Weitere 32.450 Arbeitnehmer will die Bahn mit einer Abfindung fortschicken. Bei Neuzugängen will sie sich zurückhalten: Sollen 1995 noch 2.200 Auszubildende übernommen werden, so sinkt diese Zahl 1996 und 1997 auf 1.700 und 1.750.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, Rudi Schäfer, bezweifelt, daß die Planung auf seriösen Bedarfsermittlungen beruhe. „Die Bahn hat keine globale Übersicht über ihren Bedarf und weiß schon gar nicht, wie viele Eisenbahner sie wo braucht.“ Der Bahnvorstand berechne nur mit Hilfe möglicher Umsätze den Personalbedarf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen