: „Zur AfB bitte durch die Kassenhalle“
■ Wahl-Initiative und Sparkassen-Vorstand bilden seit zwei Wochen „Bürogemeinschaft“
„Ich möchte gerne zu Herrn Andreas Lojewski.“ Wer sich mit diesem Anliegen an den Pförtner der Sparkassen-Zentrale am Brill wendet, bekommt umgehend klare Auskunft: „Herr Lojewski, das ist doch ,Arbeit für Bremen'. Da müssen Sie bitte einen Stock höher durch die Kassenhalle und dann rechts hinein, da wo Vorstand steht.“ Tatsächlich bittet dort die Chefsekretärin den unangemeldeten Besucher in den getäfelten Flur der Büroetage von Sparkassen-Vorstand Friedrich Rebers: „Warten Sie einen Moment, Herr Lojewski kommt sofort.“ Und das tut der freiberufliche Rechtsanwalt und Gründer der Wählerinitiative dann auch. „Ich war gerade dabei, die AfB-Gründungssatzung mit dem Notar abzustimmen“, sagt er.
Seit zwei Wochen ist das kleine Rebers-Imperium in der Sparkasse Schaltzentrale aller AfB-Aktivitäten. Hier werden Besucher empfangen, Presseerklärungen geschrieben und über das Fax-Gerät der Sparkasse versendet. Auch Anrufer, die unter der zentralen Sparkassen-Nummer 179-0 anrufen und nach AfB fragen, werden anstandslos an das Rebers-Vorzimmer durchgestellt und mit Andreas Lojewski verbunden – und zwar jeden Tag zu den normalen Bürozeiten. Unter der von der AfB in einer Zeitungsanzeige selbst genannten Telefonnummer antwortet dagegen nur ein Anrufbeantworter.
Die Nutzung der Infrastruktur des gemeinnützigen Geldinstituts für die Arbeit des Wahlvereins „Arbeit für Bremen“ ist auch dem Sparkassen-Vorstand bekannt. „Herr Rebers hat uns mitgeteilt, daß die büromäßige Trennung in den nächsten Tagen vollzogen wird“, erklärte dessen Kollege im Sparkassen-Vorstand, Heinrich Frick, gestern auf Anfrage. Es handele sich bei der „Bürogemeinschaft“ also nur um eine „Übergangslösung“. Ansonsten könne „Herr Rebers jederzeit empfangen, wen er will“.
Auch der Betriebsrats-Vorsitzende der Sparkasse, Peter Buß, sieht „kein Problem“ in der Verquickung von AfB und Sparkasse. „In solche privaten Interessen mischen wir uns nicht ein“, sagt er, schließlich sei es „auch nicht Aufgabe des Betriebsrats nachzuprüfen, ob jemand vom Arbeitsplatz aus private Telefongespräche führt“. Für Sparkassen-Kunden, die sich über die Unterstützung der AfB auf ihre Kosten ärgern, habe er allerdings „Verständnis“. Zum 1. Januar sind gerade erst die Kontoführungsgebühren der Sparkasse saftig erhöht worden.
„Wir haben gerade ein Büro im Schüsselkorb angemietet“, versichert Andreas Lojewski. In „ein bis zwei Wochen“ werde die AfB-Initiative dort einziehen, und dann sei auch Schluß mit seiner Tätigkeit auf der Sparkassen-Vorstandsetage. Das neue, 100 Quadratmeter große Büro im Schüsselkorb ist den täglichen Umgang mit heiklen Aufgaben schon gewöhnt – hier residierte bis zum 31. Januar die Abteilung des Bausenators für „toxische Baustoffe“.
Eine derart heikle Aufgabe stellte sich Andreas Lojewski schon gestern. Reichlich voreilig nämlich brüstet die AfB sich mit prominenter Unterstützung. Über den „Weser-Report“ hatte die Wahlinitiative Sympathisanten-Briefe veröffentlicht, darunter auch einen, der von „Dr. Bernhard Bockemüller, Richter am Oberverwaltungsgericht“ unterzeichnet war. So steht es tatsächlich auch auf dem vorgedruckten Briefpapier des Unterstützerschreibens. Doch einen Richter Bockemüller gibt es am OVG nicht, wohl aber einen ehrenamtlichen Richter diesen Namens, von Beruf pensionierter Ökonom.
„Das ist ein starkes Stück“, sagt OVG-Präsident Günter Pottschmidt, „Richter am Oberverwaltungsgericht ist eine offizielle Amtsbezeichnung“. Und auf deren Mißbrauch steht nach §132a Strafgesetzbuch „Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr“. Eine „Staatsaktion“ wolle er aus dem Fall allerdings nicht machen, so Pottschmidt, „bei Gelegenheit werde ich Herrn Bockemüller aber darauf ansprechen, sein Briefpapier zu ändern.“ Ase
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