: Blindgänger entschärft
■ Oranienburg: 17.000 Evakuierte durften wieder nach Hause gehen
Die Zitterpartie um einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Oranienburg bei Berlin ist beendet. Die 250 Kilogramm schwere Bombe konnte am Donnerstag nachmittag nach rund einstündigem Einsatz des Munitionsbergungsdienstes entschärft werden. Der Bombenfund hatte nahezu die ganze Stadt seit Mittwoch nacht in Atem gehalten.
Rund die Hälfte der Oranienburger – etwa 17.000 Menschen – mußten evakuiert, der Fundort in einem Umkreis von etwa einem Kilometer weiträumig abgesperrt werden. Hunderte von Polizisten, Feuerwehrleuten, Ärzten sowie Mitarbeiter des Munitionsbergungsdienstes waren im Einsatz. Gegen 15.00 Uhr konnte die Evakuierung aufgehoben werden.
Der Blindgänger war auf der Baustelle für ein Wohngebiet entdeckt worden. Da der Zünder unterhalb des Grundwasserspiegels lag, wurden um den Fundort Brunnenringe gesetzt, um das Wasser abzupumpen. Zusätzlich mußten die Einsatzkräfte eine Vorrichtung zur Stabilisierung des Blindgängers errichten. Die Bergung verzögerte sich daüber hinaus, weil im Sperrgebiet eine Gasleitung entdeckt wurde. Sie mußte zunächst stillgelegt werden.
Erste Evakuierungsmaßnahmen wurden bereits in der Nacht zu Donnerstag eingeleitet. Die Einwohner kamen in Schulen und Turnhallen unter. Viele, meist ältere Menschen, waren jedoch nach Angaben der örtlichen Einsatzleitung sehr verängstigt und wollten ihre Wohnungen nicht verlassen. Sie mußten erst von Ärzten zum Abtransport mit Krankenwagen überredet werden. Rund um das Oranienburger Stadtgebiet entstand ein Verkehrschaos. Am Fundort kreuzen sich die Bundesstraße 96 von Berlin zur Ostsee und die ebenfalls stark benutzte Bundesstraße 279 zwischen Nauen und Bernau.
Nach Einschätzung von Experten leben die Einwohner der Region Oranienburg auf einem Pulverfaß. Noch etwa zwischen zehn und zwanzig Prozent der im Zweiten Weltkrieg auf die Stadt niedergangenen Bomben – geschätzt werden zwischen 3.600 und 6.800 Tonnen – sollen dort im Boden liegen. Im nahe gelegenen Hennigsdorf hatte erst Mittwoch eine der aufwendigsten Suchaktionen nach verborgenen Kampfstoffen in der Nachkriegsgeschichte Brandenburgs begonnen. dpa
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