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Nie wieder „bum-bum“

■ Was macht das Spiritual auf der Marimba? Musikhochschüler spielen gegen die Klöppel-Klischees an - heute abend in der HfK

„Noch immer ist Schlagzeug ,Bum-Bum'“, sagt Masakazu Nishimine. „Wir müssen uns einfach damit abfinden, daß die Faszination nicht so groß ist wie bei Geige oder Klavier.“ Die besondere Spieltechnik sei vielen fremd, das künstlerische Niveau schwer einzusehen – „und wenn sich das schon an der Hochschule selbst abspielt, wie soll es denn dann in der Öffentlichkeit anders sein?“ Nishimine ist Dozent für Schlagzeug an der Hochschule für Künste. Gegen die alten Klischees und Defizite wollen er und seine StudentInnen jetzt was tun: Einem intensiven Marimbaseminar folgt heute ein Abschlußkonzert an der HfK. Warum aber so spezialisiert, warum nicht noch andere Instrumente der Schlagzeugfamilie?

„Weil die Anforderungen heute unglaublich hoch sind“, sagt Nishimine. „Wenn ich meine StudentInnen fähig machen will, mit dem Leistungskanon beispielsweise des Ensemble Modern zu konkurrieren, geht es nur so: ein Semester lang Marimba und seinen metallischen Bruder, das Vibraphon“. Volker Mauruschat, im ersten Semester, führt es gleich mal an einem Vibraphon-Blues von Glenthworth vor: Zwei Schlegel in jeder Hand, also vierstimmig, muß der Spieler mit enormer Zartheit Artikulation und Dynamik entwickeln – das Stück ist kaputt, wenn ihm der innere Bogen entgleitet. Und eine Rhapsodie auf dem Marimbaphon, wiederum vierstimmig, ist nur zu gestalten über das Wirbeln aus den Handgelenken: Auf diese Art auch noch übergreifende Spannungsbögen in der geforderten Schnelligkeit zu formen, ist schon schweiß-treibend.

Solche Schwierigkeitsgrade sind freilich auch bei den übrigen Schlaginstrumenten im Orchester gefordert. Nishimine sagt, die meisten Leute könnten sich gar nicht vorstellen, wie schwer es z.B. sei, im Orchester zu pauken. Für die meisten Dirigenten aber „ist der Pauker der wichtigste Mann.“ Ob denn die StudentInnen überhaupt noch ins Orchester wollen, angesichts solcher Anforderungen? Zumal es doch heute so viel gute und schöne Solomusik für Schlagzeug und Schlagzeugensemble gibt – man denke nur einmal an die weltberühmten „Percussions de Strasbourg“, die unzählige Kompositionen initiiert und gespielt haben? „Keine Frage“, sagt Studienkollege Sandor Frohmeyer; „im Orchester zu spielen wird immer das Tollste bleiben“. Während Mauruschat schon als Jugendlicher Schlagzeug gespielt und der Übergang in die Musikhochschule sozusagen nahtlos war, ist Frohmeyer ein „Späteinsteiger“, wie er sagt. Erst im Alter von 23 Jahren entschied er sich, Schlagzeug zu studieren – was natürlich bei allen anderen Instrumenten nicht mehr denkbar wäre. „Aber es ist unbeschreiblich hart“, sagt er.

Ein „Marimba-Spiritual“ – für Marimba und zwei Schlagzeuger – soll dem Publikum heute abend zeigen, welch reiche Palette von Farben und Artikulationen man aus diesen diesem Instrumentarium hervorholen kann. Das Spiritual ist eins der Lieblingsstücke von Nishimine. Dabei stehen sich das Melodieinstrument Marimba und das Schlaginstrument Tam-Tam in einer virtuosen Weise gegenüber, die dem naivsten Zuhörer nicht mehr erlauben würde, von „Bum-Bum“ zu reden oder Erinnerungen an das einoktavige Xylophon aus der Grundschulzeit hervorzukramen.

Ute Schalz-Laurenze

Heute, 20 Uhr, in der HfK( Dechanatstr. 13)

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