Sanssouci: Vorschlag
■ Die Karawane poppt: Hamid Baroudi im Loft
Hamid Baroudi ist nicht dumm. Als er 1993 zu Besuch in seinem Heimatland Algerien war, hat er den Fotografen Andreas Dahlmeier mitgenommen. Mit in die Wüste zu den Tuareg, zu denen Baroudi ethnisch zwar nicht gehört, die ihn aber trotzdem so sehr mögen, daß sie mit ihm musizieren.
Dort, im Tuareg-Land, schoß Dahlmeier ein paar Fotos, die wie nur wenige andere das vielköpfige Wesen World Music ikonographisch auf denFoto: Veranstalter
Punkt bringen: Hamid Baroudi vor einem Tuareg-Zelt, komplett mit vermummten Bewohnern und rastenden Kamelen; Hamid Baroudi auf einem schroffen Atlasgipfel, hinter ihm die Wüste. Und beide Male war die Gibson Les Paul mit dabei, von Baroudi in original böser Keith-Richards- Pose in die Kamera gehalten: Die Wüste staubt nicht nur, sie rockt auch, hat er uns damit gesagt, und zurückgeblieben ist sie auch nicht mehr. Beim heiligen Mustapha, da hat er recht gehabt.
Doch genug von gerade nicht sichtbaren Bildern, auch musikalisch weiß Baroudi für vielgestalige Dramatik zu sorgen. Seit 1981: Da machten die Dissidenten den algerischen Straßenmusiker, der mit seiner Gitarre unterm Arm durch Europa zog, nämlich zu ihrem Leadsänger. Vier Alben nahm er mit der doch ein wenig verkannten Ethno-Rockgruppe (neuerdings machen sie einen in Trance) auf, bevor er 1992 von der Linie der Dissidenten abwich und die Solokarriere in Angriff nahm. „City No Mad“ (Vielklang) heißt das erste, allerorten gefeierte Album. Sein immer recht heiß daherblasender Stilmix gerät ihm deswegen so überzeugend, weil er ein echter Wanderer zwischen den Welten geblieben ist. Denn obwohl er seinen Wohnsitz im beschaulichen Kassel hat, fährt er mit als einziger prominenter algerischer Emigrant immer noch regelmäßig nach Algier, um dort aufzutreten und von der Bühne aus für die Demokratie zu werben – womit er natürlich doppelt zwischen den Stühlen oder in der Schußlinie sitzt.
Trotzdem ist er sicher, daß die Demokratie in Algerien (und in der restlichen arabischen Welt) schlußendlich siegen wird – und wenn er das sagt, weiß man nicht, ob er nun größeren Durchblick hat als man selbst oder einfach an zwanghaftem Optimismus leidet. Denn nach einem Sieg der Demokratie sieht es ja im Moment wahrlich nicht aus. „Salama (Peace For All)“ ist noch weit. Und doch nicht so weit, wie ihr glaubt – so weit wie bis zum Nollendorfplatz, heute abend. Johannes Waechter
Heute um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg
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