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Beat it! Clinton und Michael Jackson im Chor gegen China

■ Handelskrieg soll Ende Februar beginnen

Berlin (taz/AP/wps) – Die US-Regierung schützt die kulturellen Errungenschaften Elton Johns, Michael Jacksons, Steven Spielbergs und Walt Disneys. Weil in chinesischen Fabriken massenweise Kino- und Musikhits kopiert werden, verhängte sie am Samstag hohe Zölle auf chinesische Produkte. Anrufbeantworter und Fahrräder, Plastikprodukte und Angelruten sollen ab dem 26. Februar mit einer hundertprozentigen Einfuhrgebühr belegt werden. Insgesamt handelt es sich um 35 Gütergruppen, mit deren Export China im letzten Jahr mehr als eine Milliarde Dollar verdient hat. „Wir können nicht tatenlos zusehen, wie in China die Interessen unserer Industriebetriebe ausverkauft werden“, sagte der US-Handelsbeauftragte Mickey Kantor.

Die Reaktion aus Peking kam nur Minuten später. Die chinesische Regierung verkündete, daß Videospiele, Alkoholika, Zigaretten und Kosmetik aus den Vereinigten Staaten ebenfalls mit 100 Prozent Zoll belegt würden. Wichtiger aber ist wohl die Drohung, daß die Verhandlungen mit US-Firmen über den Bau einer gigantischen Autoproduktion abgebrochen werden sollen. Diese Maßnahmen seien notwendig, „um Chinas Souveränität und nationale Würde zu wahren“, meinte das chinesische Außenministerium.

Seit über 20 Monaten verhandelt man über die Produkträuberei. Über eine Milliarde Dollar gingen der US-Industrie durch Markenpiraten verloren, behaupten die Delegierten aus Washington. Ihre Kontrahenten aus Peking finden, daß sie bereits ausreichend Maßnahmen gegen den geistigen Diebstahl eingeleitet hätten und daß die Forderung der USA nach der Schließung von 29 Fabriken eine Anmaßung sei. Ob der Handelskrieg in drei Wochen tatsächlich ausbricht, ist fraglich. Ursprünglich hatten die USA den Feldzug bereits für den 4. Februar angekündigt. Hongkong hat angekündigt, daß es als Vermittler aktiv werden will. aje Seite 6

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