: VideoFest
Am schnellsten entlädt sich Humor in Bilderwitzen, selbst wenn der Film dann noch Stunden länger dauert. Im „Funtime“-Programm haben die VideoFest-MacherInnen 90 Minuten solcher Schnellschüsse gesammelt: „Fieberrot“ von Christoph Girardet etwa schneidet vier Minuten panisch schreiende Frauen aus Horror-, Psycho- und sonstigen Thrillern zusammen, die in der Regel sehr schaurig sind, hier aber wie eine realanimierte Disney-Trickparade aufeinanderprallen. Das Erzähltempo hinter den Bildern von Dogfilm in „Soap“ ist noch rasanter. Als Groschenroman werden die verwinkelten Intrigen und Ereignisse aus drei Serienjahren „Dallas“ in Pillenform nachbetrachtet, während an Bildern seltsame Piktogramme für jedes Wort vorbeieilen. Sue Ellen trinkt, zwei Männer schütteln sich die Hände, ein Ausrufezeichen, danach das Zeichen „Vorsicht Starkstrom“ — dunkle Wolken ziehen über der Southfork- Ranch auf. Dazwischen wurden Passanten am Alex befragt, was als nächstes passiert. Bevor sie überhaupt antworten können, laufen die Bilder schon weiter. Ganz gemächlich hingegen breiten Frank Behnke und Georg Maas „Das andere Universum des Klaus Beyer“ aus. Beyer arbeitet als Kerzenzieher und spielt in seiner Freizeit die Beatles-Alben für eigene Home-Movie-Produktionen nach. Ein Fan allein durchlebt noch einmal all das, was John, Paul, George und Ringo zwischen „Love Me Do“ und „Let it Be“ an Popgeschichte geschrieben haben, manchmal muß er auch die Querelen um Yoko Ono mit aushalten. Ansonsten gibt es ein paar blöde blubbernde Knuddelfische, denen ein Mensch namens E. T. Baby Maniac bei luftbläschentreibenden Begattereien zugeschaut hat, merkwürdige Vogeljäger, diverse, nun ja, Kriegsparodien und eine aus Billig-Trash zusammengefummelte Sex-Performance mit lesbischem Schüttelreim- Rap als Hintergrundgeräuschkulisse. hf
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