: Der Lohn für die Geduld hat einen Haken
■ Nach Umbau wurde im Pfefferberg der Saal mit einer Dauerausstellung eröffnet, das ehemalige Brauereigelände gehört jetzt je zur Hälfte Bund und Land
Das Bangen von unbekannten Bands ist beendet: Die Kult-Konzertreihe „Pfeffer Independent“ findet weiterhin auf dem Pfefferberg an der Schönhauser Allee statt. Die Konzertabende haben sich im letzten Jahr zu Insider-Tips entwickelt. Durch sie hätten sich einige Bands einen Namen machen können, meint Organisator Ben Msiid. Die Fortsetzung von „Pfeffer Independent“ wurde erst durch einen neuen Nutzungsvertrag für den Verein Pfefferwerk möglich. Nach zweimonatigem Umbau wurden jetzt ein Bürogebäude und, mit einer Dauerausstellung des Malers Mario Faltin, auch der Saal wieder eröffnet.
Damit können nun auch die Frauen wieder auf die Bühne drängen, wenn es an der Schönhauser Allee heißt: „Women on Stage“; laut Programm „ein Forum für Bands, in denen Frauen den Ton angeben“. Gerettet ist auch das für September geplante Festival „Jenseits von Gibraltar“, das parallel zur Woche des ausländischen Mitbürgers stattfindet, so Msiid: „Damit wollen wir ganz bewußt auf die Südgrenze Europas hinweisen“, während sonst vielen nur die EU- Ostgrenze zu Polen wichtig erscheine: „Denn die Hauptziele der Kulturveranstaltungen auf dem Pfefferberg bleiben Independent und Multikulturalität.“
Wichtiger Bestandteil seien daher die „Pfeffer World Days“ mit Gruppen aus allen Kontinenten: Vor allem Bands aus Afrika und Südamerika treten hier seit einem Jahr mit großem Erfolg auf. „Wir haben den Berg als Veranstaltungsort etabliert“, sagte Heinrich Pieper, Geschäftsführer der zum Verein gehörenden gemeinnützigen Pfefferwerk GmbH.
Während es für viele Einrichtungen verhältnismäßig normal ist, daß sie auch im neuen Jahr wieder ein Programm anbieten, ist dies für die Pfefferwerkler Lohn für jahrelange Geduld: Erst im Dezember konnten sie der Wohnungsverwaltung in Prenzlauer Berg (WIP) einen fristlosen Nutzungsvertrag abringen. Allerdings gibt es einen Haken, der langfristige Investitionen zum Glücksspiel macht: Der Vertrag kann mit einer Frist von zwei Monaten gekündigt werden, falls sich Land und Bund doch irgendwann auf ein Nutzungskonzept einigen sollten, so Pieper.
Und eine Einigung steht seit Montag auf der Tagesordnung: Da das Bundesverwaltungsgericht entschied, daß die Grundstücke der sogenannten „Liste 3“ zu Recht enteignet wurden, gehört das ehemalige Brauereigelände je zur Hälfte Bund und Land. Bislang lag es lediglich in deren Verfügungsgewalt; Restitutionsansprüche verhinderten, daß sich Bürokraten ernsthaft mit dem Gelände beschäftigten. Christian Arns
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