■ Urdrüs wahre Kolumne
: Korrektoren in die SPD!

Der regelmäßigen Leserin dieser Rubrik sei hier und heute anvertraut, daß mir neben „Hundezüchter“ (wg. „Fleisch“) und „ADAC-Mitglied“ das Schimpfwort „Ludwig Hettling“ schon seit langem als eine Beleidigung gilt, die in jedem Fall nach Satisfaktion verlangt. Jetzt aber bin ich dem Menschen Hettling in einem erschütternden Dokument begegnet, dem Mitmenschen Ludwig, den ich bislang nur als hinterbänklerischen Bundestagspensionär mit sozialdemokrötischem Mösenbart verachten gelernt hatte. Das Dokument: Hettlings Brief an die liebe Landesvorsitzende Tine mit dem über drei Seiten gestammelten Versuch, seinen Schritt von SPD zu AfB mit historischer Größe zu versehen. Und darin derart viele Verstöße gegen alle Regeln herkömmlicher Grammatik und Zeichensetzung, daß jedes Mitglied des Philologenverbands die rote Tinte gleich literweise verspritzen dürfte. Da sieht man wieder mal, wie sehr die SPD ihre arbeitgeberliche Fürsorgepflicht für altgediente Parlaments-Wurstel vernachlässigt! Wenigstens ein Korrekturprogramm hätte man diesem unglückseligen Ludwig doch für seinen Home-Computer spendieren können! Aber da lässt man ihn dann lieber in der Gülle des Spotts versinken – absolut unanständig, meinen wir dazu in mitfühlender Betroffenheit.

Apropos unanständig (mit spitzem „st“): Eine rüstige Runde rebellischer Veteranen initiierte kürzlich im Schnoor-Bierkeller Scusi ein nettes Gesellschaftsspiel mit Worten, an dem auch Sie sich gern beteiligen können, um diese Stadt zu einem Ort grinsender Heiterkeit zu machen. Murmeln Sie doch bitte zufälligen Nachbarn in der Tram, am Wurstpavillon oder im Kino in ruhiger Gelassenheit zu: „Übrigens, Claus Jäger ist nicht gut zu Vögeln.“ Überlassen Sie alles Weitere den Tücken der deutschen Sprache...

Solche Leute leben unverdientermaßen auch in Ihrer Nachbarschaft. Leute wie die Frau um 50, die ich jetzt am Altkleider-Container traf und die jedes Kleidungsstück vorm Einwurf in den Sammelschlitz mit einigen Filzschreiberstrichen verschmierte und ihr Tun mit diesen Worten begründet: „Ich reg mich immer so auf, wenn ich sehe, daß die Ausländer die Klamotten wieder rausziehen und dann auf dem Flohmarkt für teures Geld verkaufen. Wenn jemand wirklich bedürftig ist, dann zieht er die Sachen ja auch so noch an!“

Auf der Telefonwichser-Hotline der Klaus Peter Schulenberg-Programme (12 sek/23 Pfg) wird gelegentlich schon mal eine Leitung für den TED reserviert, und dann darf der Pöbel kostenpflichtig Meinung schleudern: Dabei kommen dann demoskopische Werte wie bei einer Repräsentativumfrage unter den Lesern der National- und Soldatenzeitung heraus und diesmal eine satteDreiviertel-Mehrheit für die Sparkassenangestellten Nölle und Rebers bei der Frage nach dem Wunsch-Bürgermeister. Nunmehr wüssten wir aber doch gern, wieviele dieser Anrufe diesmal von Sparkassen-Azubis unter strenger Aufsicht über die Telefonanlage des Geldinstituts abgewickelt wurden. Am Ende zahlt das Ganze wieder der kleine Häuslebauer, der sich mühsam auf dem Zinsfuß durch die Gegend schleppt, damit Ulli und Fritzi gut besoldet und reich alimentiert Wahlkampf führen können.

In der Waller Eckkneipe „Zum Butjer“ merkte dazu ein Zecher in betrunkener Wahrheitsliebe kritisch an: „Wenn die gleich zwei Manager bezahlt in Urlaub schicken können, dann sind die doch überflüssig!“ Aber immer flüssig, nich wahr..?

Ulrich Reineking-Drügemöller