: Keine Mark mehr für das Rote Kreuz
■ Präsidium des Berliner Roten Kreuzes stellt sich hinter seinen Präsidenten und ehemaligen NS-Marinerichter Hartwig Schlegelberger / Ausgetretener DRK-Funktionär ruft zum Spendenstreik auf
Der Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuz hält an seinem Präsidenten Hartwig Schlegelberger fest. „Einhellig und uneingeschränkt“ stehe man zu Schlegelberger, verkündete das Präsidium nach seiner Sitzung am Mittwoch abend. Die Vorwürfe seien „zu Unrecht erhoben worden“, heißt es in einem Beschluß. Schlegelberger hatte sich zuvor gegenüber dem Gremium zu den Vorwürfen geäußert.
Der 81jährige Schlegelberger soll in der NS-Zeit als Marine- Staatsanwalt und Stabsrichter die Todesstrafe gegen Angehörige der Wehrmacht gefordert haben, die der Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung angeklagt waren. Mindestens zwei Hinrichtungen soll er selbst geleitet haben. Schlegelberger rechtfertigte sich vor wenigen Tagen mit der Bemerkung, er sei zu den Hinrichtungen abkommandiert worden, „weil es meistens den Jüngsten traf“. Soweit er als Staatsanwalt Todesurteile beantragt habe, habe dies dem damaligen Rechtszustand entsprochen, sagte Schlegelberger dem Tagesspiegel.
In den sechziger Jahren war Schlegelberger Innen- und Finanzminister der CDU-Regierung in Schleswig-Holstein. Die Vorwürfe gegen den Berliner DRK-Präsidenten, der in Kiel wohnt, waren bereits 1963 und 1979 erhoben worden. Beide Male wurden die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen aber eingestellt.
Siegfried Zimmer, der aus Protest gegen Schlegelberger sein Amt als Schöneberger Kreisvorsitzender niederlegte und vor wenigen Wochen aus dem DRK austrat, forderte unterdessen zum „Spendenstreik“ gegen das DRK auf. „Es bleibt uns gar nichts anderes übrig bei der Hartgesottenheit und Blindheit der Verantwortlichen“, sagte er gegenüber der taz. Geld- und Sachspenden sollten an andere Wohlfahrtsverbände geleistet werden, bis Schlegelberger zurücktritt. Ein Boykott von Blutspenden hingegen treffe den Landesverband kaum.
In der Berliner Hauptverwaltung des Roten Kreuzes kursiert derweil ein offener Brief des Betriebsrates an die Mitglieder des Präsidiums. Darin wird kritisiert, daß sich die DRK-Führung lediglich von Normen des Strafrechtes leiten lasse. In dem Brief wird auf eine Erklärung hingewiesen, die seit 1991 von neuen Berliner DRK-Mitarbeitern unterschrieben werden muß. Die Mitarbeiter erkennen mit ihrer Unterschrift an, daß bei Handlungen wider die Menschenrechte alle „Besitzstände und Anwartschaften“ beim DRK verloren gehen. Die Klausel zielte freilich auf ehemalige DDR- Bürger. Schlegelberger trat sein Amt als Präsident ebenfalls 1991 an. Christoph Dowe
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