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Happy-End für Tacheles und Fundus

■ Der Kölner Investment-Fonds Fundus erhält den Zuschlag und will mit Tacheles kooperieren / Fünfzig Prozent Wohnungen und kleinteiliges Baukonzept geplant / Bausenator: mit Veto gegen Verzögerung

Nach vier Jahren Streit und Stillstand um das Tacheles-Areal an der Oranienburger Straße ist nun das erste Grundstück verkauft. Wie der zuständige Mitarbeiter der Oberfinanzdirektion (OFD), Jochen Kallabis, bestätigte, gehe das „Johannishof- Grundstück“ an den Kölner Investor Fundus.

Mit dem Grundstück selbst ist eine Option auf weitere Bundesgrundstücke auf dem Areal verbunden, die nun, so die OFD, möglichst schnell veräußert werden sollen. Das Tacheles-Grundstück selbst gehört dem Land Berlin.

Das Konzept des Fundus- Fonds, der in Berlin unter anderem das Hotel Adlon am Pariser Platz baut und an den Friedrichstadtpassagen beteiligt ist, sieht neben der langfristigen Sicherung des Tacheles einen Wohnungsanteil von 50 Prozent vor. Aber auch wegen seiner Kleinteiligkeit, so die Baustadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau, halte sie das Projekt für einen städtebaulich verträglichen Übergang zwischen Friedrichstraße und Spandauer Vorstadt.

Ganz das Gegenteil verkörpere dagegen das Konzept des Berliner Hofarchitekten Josef Paul Kleihues für die schwedische Skanska- Gruppe. Ein riesiger „Klotz“, so Dubrau, der nicht nur das Tacheles umklammert hätte, sondern in dem auch der Wohnanteil die ohnehin vorgeschriebenen 20 Prozent nicht überschritten hätte. Zwar hatte die Skanska-Gruppe sich bereits 1993 aus dem Projekt zurückgezogen, die Kleihues-Planung jedoch wurde zuletzt vom Fundus-Konkurrenten ASSCA wieder aufgenommen.

Hinter der Firma ASSCA steckte ein saudischer Scheich als Geldgeber. Das Unternehmen machte aus seiner Ablehnung gegen das Tacheles keinen Hehl. Gegen die ASSCA votierten freilich nicht nur die Betreiber des Tacheles und das Bezirksamt Mitte, sondern auch Bausenator Nagel (SPD). Mit Erfolg: Im vergangenen Herbst schickte die Oberfinanzdirektion die ASSCA wieder in die Wüste. Der Grund waren erhebliche Zweifel an der Realisierbarkeit der Planung und der Seriösität der Finanzierung.

Bis zuletzt freilich hatte die Senatsbaudirektion gegen den Willen Nagels versucht, das Konzept des übriggebliebenen Bewerbers Fundus in Frage zu stellen und erneut einen städtebaulichen Wettberwerb für das Gelände auszuschreiben. Ein Vorhaben, das nun endgültig am Veto des Bausenators gescheitert ist. Wolfgang Nagel bestätigte gestern, daß es keinen Wettbewerb geben werde und daß die Zuständigkeit für den bereits beschlossenen Bebauungsplan für das Gelände allein beim Bezirksamt Mitte liege. Uwe Rada

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