piwik no script img

■ Karriere machenAnkreuzen reicht

Sie wollen auf eine Kandidatenliste zur nächsten Bürgerschaft? Oder vielleicht Stadtverordneter Bremerhaven werden? Oder Beirat? Nichts leichter als das: Auf einem gelben Din-A-5-Zettel können Sie ihre Karriere-Vorstellungen ankreuzen, und ab geht die Post – an die DVU. Die Rechtsradikale Postwurf-Partei nämlich sucht händeringend in diesen Tagen wieder KandidatInnen und Kandidaten. Allen, die die Hauspostille „Deutsche Wochenzeitung“ des politisierenden Unternehmers Frey abonniert haben, bekamen in den letzten Tagen den Vordruck, und um nicht zuviel zu verlangen von den Frey-Anhängern, ist auf dem Zettel schon vorgedruckt: „Ich möchte für die Bremische Bürgerschaft kandidieren...“ etc. Ankreuzen reicht. Freys DVU erlebte aufgrund ihrer Postwurf-Kandidatensuche bisher schon manche Überraschung. Kein Wort deshalb in der „Deutschen Wochenzeitung“ über den peinlichen Zerfall der DVU-Fraktion, stattdessen, vom Stadtwerke-Untersuchungsausschuß bis zum Sturz von Fücks - nur DVU-Erfolge.

Peinlich verschweigt die DVU-Zeitung des in München ansässigen Bremer DVU-Vorsitznden Sven Eggers auch das Problem mit den angemieteten Wahlkampf-Plakatflächen. Weit im Voraus hatte die DVU sich eine größere Zahl der großen Stelltafeln bei der Deutschen Städtereklame für die heiße Wahlkampfphase August/September reservieren lassen, um – mangels Mitgliederaktivitäten – wenigstens so im Straßenbild ordentlich präsent zu sein. Bekanntlich kam es kurzfristig anders.

Mit einer großen Spendenkampagne will Frey das Risiko für seinen Einsatz im Bremer Wahlkampf mindern. Ganz unumwunden gibt er dabei im Spendenaufruf zu, daß die Anzahl der DVU-Stimmen ganz wesentlich vom Einsatz des Geldes abhängt: „Die größe unseres Erfolges bestimmen unsere Spender.“

Thema Nummer 1 der rechtsradikalen Presse in diesen Wochen ist die Polemik gegen die Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Herrschaft. Themen wie eh und je: Nachrichten „Für Todesstrafe“ und gegen den PDS-Chef Gysi, bei dem der Zusatz „selbst jüdischer Abstammung“ nicht fehlen darf. Überschrift: „Ungeist von gestern“. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen