: „Wie im Winterschlußverkauf“
■ Die US-Dollar-Bestände der deutschen Banken sind vielerorts leergekauft
Berlin (taz) – Wer in den letzten Tagen angesichts des historischen Tiefstands des Dollars noch schnell ein Schnäppchen machen und sich für die Reise ins Ausland eindecken wollte, hatte Pech: Bundesweit herrscht in fast allen Bankfilialen derzeit akuter Dollarmangel. Nach dem Run auf den Greenback in der letzten Woche heißt es vielerorts nun: „ausverkauft“.
Bei der Filiale der Commerzbank in Berlin-Charlottenburg beispielsweise standen die KundInnen am vergangenen Freitag bis auf die Straße Schlange, um die US-Währung zu kaufen – vergeblich. Schon seit Mitte letzter Woche gibt es im ganzen Haus nicht mehr einen lumpigen Dollarschein. Wer umtauschen wollte, wurde auf die nächste Woche vertröstet. Auch die Bestände der Deutschen Bank am Frankfurter Flughafen sind leergekauft. Kunden der Berliner Sparkasse berichten sogar, daß ihre Bank mittlerweile Wartelisten führt. Wer auf die Liste genommen werden will, kriegt die Dollar allerdings nur zum vorher festgelegten Preis von 1,46 Mark – unabhängig vom jeweiligen Tagesstand.
Viele willige Wechsler, die bei den Banken gescheitert sind, probieren ihr Glück jetzt bei den Wechselstuben an den Bahnhöfen und Flughäfen. Eine Berliner Umtausch-Bude am Ku'damm wirbt bereits im Schaufenster mit „der attraktiven Geschenkidee“: Dollarscheine, frisch von der Druckpresse im 32er Bogen.
„Ich komme mir langsam vor wie im Winterschlußverkauf“, meint Frank Schneider, Schalterangestellter in der Wechselstube der Deutschen Verkehrsbank am Berliner Bahnhof Zoo. „Mindestens das Doppelte“ habe man in den letzten Tagen an Umsatz beim Dollar-Tausch verzeichnet. Die meisten KundInnen seien Reisende, die sowieso vorhätten, bald in die USA zu fahren.
Wer schlau ist, kauft Reiseschecks, die um etwa vier Pfennig günstiger sind, weil sie nicht wie Bargeld dem Sorten-, sondern dem Devisenkurs unterliegen. Zum Spekulieren eignet sich der Dollarkauf laut Schneider allerdings nicht. „Die Gewinnspanne wäre viel zu gering. Da lohnt es sich eher, das Geld gutverzinst anzulegen – und zwar ohne Risiko.“ Tanja Hamilton
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