„Sonst dreh ich durch“

■ Familie will aus „Problem“-Hochhaus raus/ Warten auf die versprochene „Nachbesserung“

“Wenn ich noch länger in diesem Haus bleiben muß, drehe ich durch!“. Manuela Cimen, Mutter von zwei Kindern, ist mit den Nerven am Ende. Das Haus, von dem sie spricht, liegt in Bremen- Blumenthal, Lämmerweg 22. 13 Stockwerke ist der Bau hoch. Das Treppenhaus ist dunkel. Bis ins oberste Stockwerk sind die Wände mit Graffitis vollgesprüht: Hakenkreuze neben „Monika, ich liebe Dich!“. Auf dem Boden liegen zerfledderte Zeitungen und gammelige Bananenschalen.

Bei der Stadt ist das Haus schon länger als Problemhaus bekannt. Wie der Pressesprecher der Baubehörde, Rainer Imholze, erklärt, kommt es durch die „bunte Sozialstruktur“ öfter zu Problemen. Die Blumenthaler Polizei berichtet, daß die Feuerwehr „Dauergast“ im Lämmerweg sei. Alle drei bis vier Wochen brennt der Müllschlucker.

„Bunte Sozialstruktur“, das bedeutet einen AusländerInnenanteil von 30 Prozent, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter und SozialhilfeempfängerInnen. Die öffentlich geförderten Wohnungen werden per Wohnberechtigungsschein an alle potentiellen MieterInnen vergeben. Christine Dose von der Gewoba will das auch in Zukunft beibehalten und wehrt sich gegen eine Auswahl von MieterInnen, um die Sozialstruktur zu ändern. „Die Frage, wie ausgewählt werden soll, ist einfach nicht zu beantworten.“

Manuela Cimen aber fühlt sich in dem Haus nicht wohl. Einmal ist bereits in ihre Wohnung eingebrochen worden. Sie möchte mit ihren zwei Kindern ausziehen, findet aber keine geeignete Wohnung. Auch bei der Wohnungshilfe konnte ihr bisher noch nicht geholfen werden.

Das Schicksal des Hochhauses steht jedoch unter einem guten Stern. Das Haus ist im Rahmen eines Fondobjektes von der Gewoba übernommen und in ein Nachbesserungsprojekt aufgenommen worden. Noch in diesem Jahr soll es renoviert werden. Dafür fand am 9. März eine MieterInnenversammlung mit VertreterInnen der Gewoba statt, auf der die geplanten Änderungen besprochen wurden.

Geplant ist ein Vollwärmeschutz für die gesamte Fassade, die Neugestaltung des Eingangsbereichs und ein neuer Anstrich des Treppenhauses. Auch der Fahrstuhl, der nicht eben mit den Stockwerken abschließt, soll instand gesetzt werden. Ebenfalls soll das Hausumfeld in Angriff genommen werden: mehr Sträucher, bessere Beleuchtung, Pflasterung einiger Wege. Die Kosten der gesamten Renovierung werden auf circa eine Million Mark geschätzt. Zum Ausbau eines Platzes vor dem Hause und der Errichtung eines Ladenlokals hat die Stadt Mittel für die Gestaltung öffentlichen Raumes zur Verfügung gestellt.

Sandra Stehr/ Foto: Stehr