■ Standbild: Altbekannte Farbenlehre
„Der Mond scheint auch für Untermieter“, (Pilotfilm), Mittwoch, 19.25 Uhr, ZDF
Da wäre zum Beispiel der blaublütige Adel, obschon verarmt. Auch ein Weißkittel wird beizeiten ins Spiel gebracht, gegeben von Thomas Fritsch, der immer sympathisch rüberkommt. Der rote, wenngleich etwas zerfaserte Faden ergibt sich dann aus der fortwährenden Wohnungssuche und damit gute Gelegenheit, alle erdenklichen Vermieterstereotypen vorzuführen. Das kennt man, das weiß man, da war man schon mal.
Wie auch in Heidelberg, dessen Postkartenmotive ordentlich was hermachen als pittoreske Kulisse unserer kleinen Erzählung um romantische Studentenverbindungen und die ewige Not mit der festen Bleibe. Man sieht zwar nichts davon, aber es wird behauptet, der schürzenjagende Held studiere Literatur. Er weiß freilich nicht so recht, warum: „Studium – das ist doch nichts Konkretes.“
Das patente Mädel, das ihm zuläuft, nachdem er sich die Hörner anderweitig ein wenig abgestoßen hat, wie man in gewissen Kreisen zu sagen pflegt, wird auf jeden Fall Lehrerin. Das ist was Reelles und finanziert auch die Miete der Dreizimmerwohnung, die unsere beiden Herzchen infolge dramaturgischer Verkettungen unglaubwürdiger Umstände schließlich beziehen können.
Das Muster der neuen elfteiligen ZDF-Serie ist sattsam bekannt aus einschlägigen 50er- und 60er-Jahre-Kinokomödien, die das Einfinden in widrige Verhältnisse als potentiell heitere Angelegenheit deklarierten und ein frohgemutes Begnügen propagierten. Genretypisch, wie die Hauptfiguren in zyklischen Abständen auf Probleme stoßen, die sich durchweg mit ein wenig guter Laune und dank günstiger Fügung, in schönster Operettenmanier also, bewältigen lassen.
Die Erzählhaltung des fast zweistündigen Pilotfilms ist herablassend und bestenfalls scheinkritisch, das Resultat ein auf abendfüllende Länge geblähtes, ironiefreies und gähnenmachendes Man-ist-ja-auch-mal-jung- gewesen.
Nicht allein die zwischengeschalteten Werbespots für Blutdruckmeßgeräte, Rheumatinkturen und Verdauungselixiere geben triftig Anlaß zu der Vermutung, daß hier nur vorgeblich für die Altersgenossen der ProtagonistInnen, primär aber für die ältere Generation produziert wurde. Zumindest ist sich das ZDF damit wieder einmal treu geblieben. Harald Keller
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