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Von der Mode zur Normalität

■ Wirtschaftliche Bedeutung von Hanf wächst, doch noch fehlt die Anbauerlaubnis

Legalize it, fordern deutsche Bauern. Denn während die ersten Wirtschaftsfachleute die Herstellung und den Vertrieb von Hanfprodukten längst als Wachstumsbranchen entdeckt haben, muß es der Anbau erst noch werden dürfen. Unterstützung bekommen die Bauern jetzt vom Brandenburger Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann. Der Sozialdemokrat teilte dem Landtag in Potsdam jüngst mit, daß er sich für eine Anbauerlaubnis einsetzen werde. Das Land unterstützt den Antrag der SPD-Bundestagsfraktion zur dafür notwendigen Änderung des Betäubungsmittelgesetzes.

Eine Studie zum Hanfanbau kündigte Zimmermann an, der glaubt, daß Hanf als nachwachsender Rohstoff bedeutsam werden kann. „Andere Länder innerhalb der Europäischen Union unterstützen ihre Landwirte sogar, wenn die Hanf anbauen“, so Detlef Herbst, Pressesprecher im Landwirtschaftsministerium. Seiner Einschätzung nach werden die nachwachsenden Rohstoffe im allgemeinen an Bedeutung gewinnen, Hanf innerhalb dieser Palette.

Seit Jahren sind vor allem Hanftextilien auf dem Vormarsch; allerdings handelt es sich nach Einschätzungen von Fachleuten auch um eine Modewelle, die in Teilen auf das drogennahe Image zurückzuführen ist. Doch seit weniger spektakuläre Produkte auf den Markt drängen, die üblicherweise keiner Mode unterworfen sind, wird der Rohstoff zunehmend ernster genommen. So produziert eine französische Firma bei Le Mans erfolgreich den Dämmstoff „Isohanf“. Seit die Krebsgefahr durch Dämmplatten aus künstlichen Mineralfasern bekannt ist, wächst die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe auch in diesem Bereich. Auch Hanfspanplatten werden im Bausektor längst eingesetzt.

„Noch handelt es sich um eine Nischenwirtschaft“, erklärt Kai Nebel vom Institut für angewandte Forschung an der Reutlinger Fachhochschule für Technik und Wirtschaft. „Bei allen unseren Untersuchungen haben wir stets auch die Wirtschaftlichkeit im Auge“, betont Nebel, geforscht werde „zusammen mit der Industrie“. Noch hätten vor allem Einzelhändler Interesse an der genügsamen Pflanze, doch immer häufiger werde das Forschungsinstitut zum Beispiel von Textilherstellern nach Einschätzungen gefragt.

„Das wird ein ganz regulärer Produktionszweig“, ist sich Johann Gschoßmann sicher. Nach Auskunft des kaufmännischen Geschäftsführers ist das Maschinenbauunternehmen Bahmer im baden-württembergischen Söhnstetten „am Ende der Entwicklungsphase“. Es stehe nun fest, daß das Stroh aufgeschlossen und so fein aufgelöst werden könne, wie es für hochmoderne Spinnereien erforderlich sei. Mit der Kleinanlage im Haus sei die mechanische Auflösung gelungen: „Wir können jetzt Industrieanlagen liefern.“

Bislang gibt es nach Meinung von Kai Nebel jedoch „noch keine Großinvestitionen“; die lohnen erst, wenn der Hanfanbau in Deutschland erlaubt wird und sich die Transportwege so drastisch verkürzen. „Es fehlt bisher einfach an der Infrastruktur“, so der Mitarbeiter der Fachhochschule Reutlingen. Und noch hätten die bisher eingesetzten Maschinen einen deutlich niedrigeren Entwicklungsstand als etwa die der Baumwollspinnereien. Doch auch er glaubt an die Zukunft von Hanf, vor allem „wegen der mangelnden Rohstoffverfügbarkeit in Deutschland: Das ist eine bedeutende politische Frage.“ Christian Arns

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