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Portugiesen im Keller

■ Vermieter muß Keller räumen, den er für 3.000 Mark an Baufirma vermietete / Zehn Arbeiter auf 60 Quadratmeter

Die zwanzig portugiesischen Namen auf zwei Briefkästen in der Kreuzberger Boeckhstraße 2 sind seit Dienstag nachmittag verschwunden. An diesem Tag bekam der Vermieter und Eigentümer des Hauses, Andreas Brix, Post von der Baustadträtin Erika Romberg (Bündnis 90/Die Grünen). Wegen der illegalen Nutzung von zwei Kellerräumen als Schlafstätte für etwa zehn ausländische Arbeitnehmer muß Brix innerhalb von zehn Tagen „diese lebensgefährliche Nutzung“ beenden. Denn die Räume, die auch den Brandschutzbestimmungen „nicht im geringsten“ entsprechen, bedeuten „Gefahr für Leib und Leben“, so Romberg. Räumt Brix den Keller nicht, droht ihm ein Bußgeld zwischen 10.000 und 100.000 Mark.

Baustadträtin Romberg ist überzeugt, daß diese Zweckentfremdung kein Einzelfall ist. „Die Bauindustrie verdient sich in Berlin eine goldene Nase. Diese Firma in der Boeckhstraße läßt aber offensichtlich die Arbeitnehmer unter miesesten Verhältnissen leben“, beklagt sie.

Eigentümer Brix kann die ganze Aufregung überhaupt nicht verstehen. „Es werden viele Kellerräume als Wohnung genutzt. Das ist ganz normal“, sagte er zur taz. Zu seiner Verteidigung beruft sich der Architekt auf Baupläne aus dem Jahre 1872, als das Haus erbaut wurde. Bereits damals habe es im Keller eine Stube gegeben. Also könne von Zweckentfremdung gar keine Rede sein, obwohl er selbst zugibt, daß die Bauaufsicht nur einer gewerblichen Nutzung zugestimmt hatte.

Geradzu stolz zeigt er die Räume, in denen seit einem Monat portugiesische Arbeiter wohnen, die für eine österreichische Baufirma arbeiten. Am Dienstag abend waren mindestens zehn Portugiesen in dem zirka 60 Quadratmeter großen Keller, der aus einer Küche, einem Bad, einem Aufenthaltsraum mit vier Betten und einem weiteren Raum mit zwei Betten besteht. In einer Ecke auf dem Flur liegt ein Berg von Zudecken. Eine Matratze und zwei Wäschetrockner verstellen den Weg. Ein Portugiese sagte zur taz, daß insgesamt 23 Arbeiter in der Boeckhstraße 2 leben würden.

Für Brix, der nach Angaben der Baustadträtin 3.000 Mark Monatsmiete kassiert, sind das keineswegs „menschenunwürdige“ Zustände. Außerdem würden nur vier Portugiesen in den Kellerräumen wohnen. Weitere vier würden in einem Appartement im Hinterhaus leben. Da die Kellerräume über eine Badewanne und Waschmaschine verfügen, „treiben sich hier mehr rum“, so der Vermieter. Brix, der am Dienstag noch Einspruch gegen die Auflage des Bezirksamtes einlegen wollte, sagte gestern zur taz, daß er den Keller räumen werde. Barbara Bollwahn

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