: In Hannover demonstriert, in Jakarta in den Knast
■ Weil sie in Deutschland gegen den Besuch ihres Staatschefs Suharto protestiert haben, sollen drei indonesische Oppositionelle in ihrer Heimat vor Gericht
Berlin/Jakarta (taz/AFP) – IndonesierInnen, die in Deutschland gegen ihren Staatschef protestieren, müssen damit rechnen, in ihrer Heimat inhaftiert zu werden. Diese Erfahrung machen der Zeitungsherausgeber Goenawan Mohamed, der Wirtschaftswissenschaftler Sri Bintang Pamunkas und die Studentin Yeni Darmyati. Vergangene Woche hatten die drei in Deutschland gegen den Besuch des indonesischen Staatschefs Suharto protestiert. Gestern teilte die indonesische Polizei mit, gegen sie seien Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Laut amnesty international wurde Goenawan Mohamed nach seiner Rückkehr von den Behörden einbestellt. Sri Bintag Pamunka und Yeni Darmati, die sich gestern noch auf der Heimreise befanden, hätten von Verwandten erfahren, daß ihnen ähnliches blühe. Weil es nach indonesischem Gesetz verboten sei, öffentlich Abneigung gegen die Regierung kundzutun, drohe ihnen bis zu fünf Jahren Gefängnis. Indonesische Zeitungen berichteten gestern, ein Vertreter der Armee habe im Parlament erklärt: „Wenn bewiesen ist, daß Indonesier hinter den Protesten in Deutschland standen, müssen sie sich vor Gericht verantworten.“
Alle drei sind bekannte Oppositionelle. Yeni Darmyati saß im vergangenen Jahr wegen Teilnahme an einer Demonstration in Jakarta zehn Monate im Gefängnis. Tempo, die Zeitschrift von Goenawan Mohamed wurde verboten, weil sie über den Ankauf von 39 Kriegsschiffen aus Beständen der ehemaligen Volksarmee der DDR berichtete.
In Deutschland hatten die drei bei Veranstaltungen über die Mißachtung der Menschenrechte in Indonesien und die völkerrechtswidrige Okkupation Ost-Timors berichtet. Am nächsten kamen sie Suharto bei einer Demonstration am Rande der Hannovermesse am 1. April. Mitglieder der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ beobachteten dabei indonesische Sicherheitsleute, die DemonstrantInnen fotografierten.
Im Auswärtigen Amt in Bonn zeigte man sich gestern an den Ereignissen „interessiert“, mochte aber keine Angaben über Konsequenzen machen. Dabei hat die Bundesregierung dieser Tage einen direkten Draht nach Indonesien. Seit gestern weilt Wirtschaftsminister Günter Rexrodt mit Wirtschaftsvertretern und Bundestagsabgeordneten in dem Land. Einen ersten Vertragsabschluß konnten gestern die Vertreter von Ferrostahl, AEG, Siemens und ABB begießen: Ein Konsortium der Firmen wird maßgeblich am Bau eines neuen U- und Hochbahnsystems für Jakarta beteiligt sein. taud
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