■ Göttinger Spüli-Studie:
: Krank durch Putzen

Göttingen (taz/dpa) – Was alle Putzfrauen vielleicht schon lange vermuteten, aber nie zu fragen wagten, ist jetzt auch wissenschaftlich nachgewiesen: Viele der üblicherweise für die Raumpflege verwendeten Reinigungs- und Desinfektionsmittel verursachen Hautkrankheiten. Juckreiz, Rötungen, Ekzeme und Schwellungen – schon lange klagen Putzfrauen, aber zum Teil auch Hausfrauen und Hausmänner über diese und ähnliche Leiden. Grund genug für die Abteilung Dermatologie und Venerologie (Haut- und Geschlechtskrankheiten) der Göttinger Uniklinik, den Beschwerden auf den Grund zu gehen.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren untersuchten die ForscherInnen im Rahmen von Berufskrankheitsverfahren insgesamt 64 Raumpflegerinnen, von denen 40 an Allergien und weitere 16 an Hautausschlägen litten. Reaktionen auf Nickelsulfat und vor allem Formaldehyd, wie die ÄrztInnen bei ihren Diagnosen feststellten. Beide Substanzen dienen zum Vernichten von Viren und Bakterien, stehen seit langem aber auch unter begründetem Verdacht, Krebs und andere Krankheiten zu erzeugen.

Die Stoffe waren in zahlreichen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln enthalten, die die untersuchten Frauen oft ohne Schutzmaßnahmen und Warnungen benutzen mußten. Eine ergänzende Kontrollumfrage in zwanzig zufällig ausgewählten öffentlichen Einrichtungen in Südniedersachsen und Hessen ergab, daß in sechszehn dieser Gebäude kürzlich Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt worden waren.

„Trotz fehlender gesetzlicher Vorschriften und fraglichem Nutzen wurde und wird das Reinigungspersonal einer erheblichen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt“, so Klaus Friedrich Kölmel, Initiator der Studie. Nach seiner Ansicht lassen sich durch einen Wechsel auf schonende Reinigungsmittel die Häufigkeit und Intensität von Hauterkrankungen bei Putzfrauen erheblich senken.

Böse Kiwi

Auch Ernährungsallergien sind auf dem Vormarsch. Laut der Düsseldorfer Beratungsstelle für Allergiker lösen immer öfter auch exotische Früchte Allergien aus. Bestes Beispiel sei die Kiwi. Sie sei vor dreißig Jahren noch unbekannt gewesen, lande nun aber immer häufiger im Einkaufskorb und später auf der schwarzen Liste von Betroffenen. Reimar Paul