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Laßt Jelzin alleine feiern!

■ MenschenrechtlerInnen fordern Boykott der Moskauer Zeremonien am 9. Mai

Moskau (AP) – US-amerikanische und russische Menschenrechtler haben an die nach Moskau zur Feier des 50. Jahrestags des Kriegsendes in Europa eingeladenen westlichen Staatsmänner appelliert, die Veranstaltung wegen des Krieges in Tschetschenien zu boykottieren. Die amerikanische „Human Rights Watch“ und die russische Organisation „Memorial“ forderten in einem gemeinsamen Brief US-Präsident Bill Clinton, den britischen Premierminister John Major, den französischen Staatspräsidenten François Mitterrand sowie Bundeskanzler Helmut Kohl auf, der Feier am 9. Mai fernzubleiben.

Auf einer Pressekonferenz in Moskau rief der Menschenrechtsbeauftragte von Präsident Boris Jelzin, Sergej Kowaljow, die westlichen Staats- und Regierungschefs auf, klar erkennen zu lassen, daß ihr Kommen „keine schweigende Billigung des Vorgehens der russischen Regierung auf russischem Gebiet“ bedeute. Auf der gleichen Pressekonferenz bestätigte der russische Abgeordnete Anatoli Schabad Berichte von Flüchtlingen, nach denen die Eroberung der tschetschenischen Stadt Samaschki am vergangenen Wochenende von Greueltaten begleitet war. Russische Soldaten hätten gemordet und geplündert, um den Tod von Kameraden zu rächen, die im Feuer tschetschenischer Widerstandskämpfer umgekommen seien. Es sei „ein Massaker großen Stils“ gewesen, sagte Schabad. Die teils betrunkenen Soldaten hätten Granaten in Keller geworfen, in denen sich Zivilisten aufhielten, sowie Männer aus den Kellern herausgeholt und diese vor den Augen ihrer Frauen und Kinder erschossen.

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