Monitor: Barschel war ein Waffenhändler

■ Justiz: „Eher Mord als Selbstmord“

Köln/Kiel (dpa/taz) – Uwe Barschel hat in den siebziger und achtziger Jahren offenbar Waffenhändler in der ehemaligen DDR getroffen und Embargo-Geschäfte in Millionenhöhe abgeschlossen. Das berichtet das ARD-Magazin „Monitor“, das bei Recherchen in der Moskauer KGB-Zentrale Aktenmaterial über Schleswig-Holsteins ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten gefunden und eingesehen haben will. Im Bereich von Embargo-Geschäften sieht die Staatsanwaltschaft Lübeck auch das mögliche Motiv für eine Ermordung Barschels, die sie inzwischen für wahrscheinlicher hält als einen Selbstmord. „Es spricht insgesamt gesehen mehr für Mord als für Selbstmord“, wird der Leitende Oberstaatsanwalt Heinrich Wille zitiert. Wenn es ein Mordmotiv gebe, sei es „am ehesten im Bereich des ehemaligen Embargo- Handels zu suchen... Es geht um Geld, um sehr viel Geld, und es geht um sehr handfeste Interessen“, sagte Oberstaatsanwalt Wille.

Die Barschel-Akten des KGB sollen vom Militärischen Abschirmdienst der ehemaligen Sowjetunion (GRU) angelegt worden sein und Hinweise über angebliche Aktivitäten enthalten. Danach habe Barschel schon 1979 in Potsdam einen Abgesandten der Waffen-Außenhandelsfirma des damaligen sowjetischen Verteidigungsministeriums getroffen. Laut Akte hatte Barschel den Decknamen „Graf“.

Barschel soll sich unter anderem am 6. Juni 1984 mit dem mutmaßlichen DDR-Waffen- und High-Tech-Händler Hans Werner Welp in Potsdam getroffen und ihm eine Liste mit Aufträgen im konventionellen Waffenbereich übergeben haben. Nach Darstellung eines Mitarbeiters von Welp hatte Barschel Bargeld im mehrstelligen Millionenbereich zum Einkauf von Hochtechnologie übergeben. Im Gegenzug sollten angeblich Waffen für Staaten der Dritten Welt geliefert werden, insbesondere in den arabischen Raum.