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Viele Tote bei Bombenattentat in Oklahoma

■ Anschlag auf Bürogebäude: Eine Bombe explodierte, eine weitere zündete nicht / Spekulationen um Attentäter: Islamische Fundamentalisten am Werk?

Washington (taz) — Eine Bombenexplosion hat am Mittwoch morgen ein Bürogebäude in Oklahoma City zerstört. Nach ersten Angaben der Polizei sind dabei mindestens sechs Kinder bei dem Anschlag ums Leben gekommen. In dem neunstöckigen Gebäude befand sich eine Kindertagesstätte. Bei Redaktionsschluß gab es noch keinerlei Hinweise auf den oder die Täter. Hunderte von Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Unklar blieb auch zunächst, wieviele Tote oder Überlebende unter den Trümmern des „Alfred Murrah Federal Building“ liegen.

In dem Gebäude waren Büros von Kongreßabgeordneten sowie mehrere Behörden der Bundesregierung untergebracht — darunter auch das „Bureau for Alcohol, Tobacco and Firearms“ (ATF), das in den USA für die Kontrolle von Waffen und Waffenhändlern zuständig ist. Die Explosion hatte die gesamte Vorderfront des Gebäudes weggerissen.

In benachbarten Häusern wurden durch den Druck der Detonation Glasscheiben zertrümmert. Die umliegenden Straßen waren mit Scherben, Mauertrümmern und Schutt übersät. Nach Angaben des FBI wurden im Gebäude ein weiterer Sprengsatz gefunden, der entschärft werden konnte.

Unmittelbar nach der Katastrophe hatten sich alle großen Fernsehprogramme live zugeschaltet. Während Bilder von blutüberstömten Opfern über die Fernsehschirme flimmerten, spekulierten Korrespondenten und eilig herbeitelefonierte Terrorismus-Exerten bereits freihändig über mögliche Urheber aus Kreisen islamischer Fundamentalisten.

In Oklahoma City soll sich in den letzten Jahren eine größere Community von Muslimen niedergelassen haben, die nach Angaben von Regierungsbeamten in Washington „Kontakte zu fundamentalistischen Kreisen“ haben sollen. Andere Kommentatoren benannten Sympathisanten der christlichen Sekte der Davidianer als mögliche Tä“ter. Angehörige der Sekte hatten sich vor zwei Jahren im benachbarten Bundesstaat Texas unter ihrem Führer David Koresh einen tagelangen Stellungskrieg mit Angehörigen des FBI und des ATS geliefert, bevor sie am Ende ihre Festung selbst in Brand steckten.

In anderen Städten des Landes wurden nach dem Anschlag die Sicherheitsvorkehrungen in Büros der Bundesverwaltung verschärft. In Boston mußten die Mitarbeiter eines Bundesgebäudes evakuiert werden, nachdem kurz nach der Explosion in Oklahoma City eine anonyme Bombendrohung eingegangen war. Die Drohung erwies sich als blinder Alarm. Andrea Böhm

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