: „Ein verbrecherischer Transport“ war das
■ Das Lufthansa-Kantinenpersonal ist stinksauer auf BND-Plutoniumschieber
Ludwig Strohmer, 53, ist Sprecher der Gesamtvertretung des fliegenden Personals der Lufthansa. Seit 28 Jahren fliegt der Kabinenchef auch auf den Strecken von Moskau in die Bundesrepublik.
taz: Herr Strohmer, wie fliegt es sich mit Plutonium-Airline?
Ludwig Strohmer: Das möchte ich nicht so aufbereitet sehen.
Alles halb so schlimm gewesen, der Flug am 18. August 94, LH 3369 von Moskau nach München?
Im Gegenteil. Das war ein Transport in verbrecherischer Absicht. Aber vor solchen Dingen sind wir nicht gefeit, wir haben kaum Kenntnis, was im Gepäck ist. Seit aber klar wurde, daß deutsche Behörden von diesem Transport gewußt haben und in der Lage gewesen wären, ihn zu verhindern, sind wir stinksauer.
Wie verschaffen Sie sich Luft?
Unsere Möglichkeiten sind denkbar gering, bei unseren Mitbestimmungsrechten ist kein Ansatz. Wir prüfen mögliche Strafanzeigen und schicken empörte Briefe an den Kanzleramtsminister Schmidbauer. Wir haben ihm gesagt, daß deutsche Behörden mit dem Leben der Besatzung und der Passagiere hasardiert haben.
Zunächst forderte die SPD vehement Schmidbauers Rücktritt, nun hört man eher moderate Töne.
Es interessiert uns nicht, was Politiker sagen. Wir glauben nicht an eine rückhaltlose Aufklärung.
Klingt verdammt politikmüde.
Es ist uns wurschtegal, was die sagen. Das ist doch nur eine von vielen Affären, die einen den Glauben an Ethik und Moral von Politikern verlieren lassen. Die politische Kiste soll laufen, wie immer sie laufen wird.
Mit dieser Einstellung geben Sie sich bereits geschlagen.
Wir hoffen, unsere Juristen finden eine Möglichkeit, an einen zu Belangenden heranzukommen.
Weigern sich bereits Mitarbeiter, auf der Strecke Moskau– Deutschland zu arbeiten?
Nein. Wir wissen zwischen realer Gefahr und Vermutungen zu unterscheiden.
Wie das? Gibt es jetzt Sonderkontrollen?
In Moskau ist doch alles hoffnungslos technologisch veraltet. Da helfen keine strengeren Vorschriften. Aber das war nicht das Problem. Deutsche Behörden haben uns in Gefahr gebracht. Interview: Annette Rogalla
Foto: Airbus Industrie
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen