Im Detail abheben

■ Von Modemacherinnen, die gegen den Trend arbeiten

Seit 1986 verkaufen die beiden ehemaligen Lette-Schülerinnen Catrin Burmester-Henning (32) und Michaela Goldschmidt-Kleine (34) ihre eigene Mode im „Cami“. Ihre Mode ist immer bunt, mitunter farblich gewagt kombiniert, oft mit einem Hang zu schrägen Schnitten und auffallenden Details.

Ein Gespräch über Stil- und Geschmacksfragen.

taz: Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber irgendwie gefallen mir eure Sachen überhaupt nicht. Ich finde sie zu überladen, mit zu vielen verspielten Details. Alles zu übertrieben.

Catrin: Na, sie müssen auch nicht jedem gefallen. Das wäre ja schlimm. Klar, manchmal hören wir schon, wir seien so folkloristisch. Aber wir sehen das gar nicht.

Michaela: Wir stecken vielleicht zu sehr drin – es sind einfach unsere Sachen. Oft entwerfen wir sie zusammen, experimentieren an Details, verändern so nach und nach. Wir spielen einfach mal rum. Wir haben auch einen sehr ähnlichen Geschmack.

Woher kommt der, was habt ihr für eine Geschichte?

Catrin: Na ja, ich war in der Punkbewegung, jedenfalls anfangs, als es noch die Spaßvariante war, mit ganz anderen Klamotten oder grünen Haaren aufzufallen, sich keiner Norm anzupassen. Später, als die schwarze Lederkluft aufkam, mit den Nieten und so, das hab' ich nicht mitgemacht.

Michaela: Ich komme eher aus der Freakecke, ich hatte damals lange rote Haare. Damals hatte ich immer die Schlafanzughose meines Vaters an.

Catrin: Ach ja, die hatte ich auch an.

Und heute, warum macht ihr solche Sachen?

Michaela: Weil's uns gefällt. Und offensichtlich gefällt es auch vielen anderen, sonst könnten wir ja nicht existieren. Außerdem weigern wir uns ja gerade, das zu machen, was gerade angesagt ist. Wir schwimmen auf keiner Welle mit, das können die anderen billiger machen. Wir müssen eher schauen, daß wir Sachen machen, die man nicht im Kaufhaus bekommt – so etwas wie beispielsweise unseren gezackten Ausschnitt. Das ist unsere einzige Chance, die Konkurrenz ist groß.

Catrin: Mit unseren Details heben wir uns einfach ab, das ist ein Erkennungseffekt. Das macht die Kleidung doch interessanter, daß da noch etwas passiert. Außerdem sind unsere Schnitte doch extrem schlicht. Nur unsere Details sind etwas ausgefallener.

Ziemlich... Was ist euer verrücktestes Detail?

Catrin und Michaela: Oh je... Es gibt vielleicht ein typisches, unsere Knopfleiste. Wir haben oft diese fingerdicken Streifen, die wir zu einer Art Dreiecksschlaufe zum Zuknöpfen überlappen lassen. Die haben uns auch schon etliche Leute nachgemacht.

Catrin: Wir spinnen da einfach immer ein bißchen rum. Wir haben keine Lust, unsere Sachen einer Norm anzupassen. Derzeit sind ja auch nur Naturtöne angesagt, aber darauf haben wir keine Lust.

Michaela: Wir bleiben unseren Farben treu.

Catrin: Das ist doch gerade das Spannende, Farben zu kombinieren. Farben haben auch was Fröhliches.

Wer kauft so was?

Catrin: Unsere Kundinnen sind schon etwas älter, zwischen 30 und 40, vielleicht auch ein bißchen älter. Auf jeden Fall solche, die keinem Trend hinterherrennen. Oft sind sie gerade froh, daß sie bei uns etwas Buntes finden – na ja, in diesem Winter waren es eigentlich doch eher etwas gedecktere Farben, die gewünscht wurden. Aber letzten Winter wollten viele etwas Buntes.

Michaela: Da gibt es auch so ein Kundinnenphänomen: Oft sind sie von einem bunten, ausgefallenen Stück total begeistert, aber dann kaufen sie doch eher die schlichtere Variante, gedecktere Farben. Jedenfalls, wenn es um Mäntel oder größere Anschaffungen geht. Bei den Blusen darf's dann ausgefallener sein.

Vielen Dank für das Gespräch. Fragen: peb

Zu finden ist die gewagte Mode im „Cami“, Goltzstraße 48, Schöneberg.