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Weltbank soll kreativ werden

■ Mehr Geld für den IWF von den Mitgliedsländern verweigert / Statt höherer Entwicklungs-Kredite sollen private Investoren die ärmeren Länder reich machen

Washington (rtr/taz) – Auf der Frühjahrstagung des internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington lehnten die 179 Mitgliedsländer eine Kapitalerhöhung für den Währungsfonds ab. Die Liquiditätslage des IWF sei „zur Zeit angemessen“, hieß es. Für die Bewältigung von plötzlichen Währungskrisen, wie vor einigen Monaten in Mexiko, hatte der IWF eigentlich eine Verdopplung der Mitgliedsbeiträge gefordert.

Kritik an Weltbank und Währungsfonds kommt von allen Seiten. Entwicklungshilfe-Gruppen und auch konservative Freihandels-Wissenschaftler nennen die beiden Institutionen eine „Schattenweltregierung“. Die Kredite für sogenannte Entwicklungsländer hätten mehr geschadet als genützt und diese Länder nur unter den Einfluß der Weltbank gebracht. Der IWF will aber die Überwachung der kreditnehmenden Länder weiter intensivieren. Schon bisher erhält er vertrauliche Wirtschafts- und Finanzdaten der einzelnen Staaten für seine internen Einschätzungen der Schuldner.

Auch die Finanzwelt, die ja eigentlich von den Krediten der Weltbank profitiert, mäkelt. Denn ohne die strikten Auflagen für Kreditnehmer würde das Geschäft noch besser laufen. Das von Großbanken getragene Institut der Internationalen Finanzen forderte die Weltbank in einem Gutachten auf, „flexibler und kreativer“ zu handeln, damit private Investoren mehr Geld in Infrastruktur-Projekte in den ärmeren Ländern stecken. Auf diesem Sektor seien die privaten Investitionen mit einem Anteil von sieben Prozent viel zu niedrig. Die Unterorganisationen der Weltbank sollten künftig mehr Geld in risikoreiche Länder verleihen und auch ohne staatliche Garantien Kredite für private Projekte vergeben.

Damit liegt das Finanzinstitut auf der Linie des künftigen Weltbank-Präsidenten James Wolfensohn. „Anstatt Staudämme und andere Großprojekte zu fördern, werden wir in Zukunft als Berater auftreten“, sagte Wolfensohn der New York Times. „Wir müssen die Bedingungen schaffen, damit privates Kapital in die Entwicklungsländer fließt. Das heißt, wir stellen sicher, daß die Länder Arbeitskräfte ausbilden und regen ein gutes Umfeld für Geschäfte an.“ Mit ihren Ratschlägen würde die Weltbank jedoch immer noch in die Angelegenheiten einzelner Staaten hineinreden.

Der größte IWF-Nettoeinzahler von 1989 bis 1993 war mit 53 Prozent Japan. Deutschland lag mit fünf Prozent an fünfter Stelle bei den Geberländern. Durch ihr hohes Handels- und Haushaltsdefizit liegen die USA mit 27 Prozent an der Spitze der Kreditnehmer. rem

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