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Berliner Hexenkessel

■ Polizei stürmt Walpurgisnachtfeier und begleitet Kreuzberger Mai-Umzug

Berlin (taz) – Der Kollwitzplatz im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg hatte sich in der Walpurgisnacht im wahrsten Sinne des Wortes in einen Hexenkessel verwandelt, in dem sich bis vier Uhr morgens etwa 2.000 NachtschwärmerInnen und 600 Polizisten eine Straßenschlacht lieferten. Nachdem sich bis gegen 22.30 Uhr etwa 150 Menschen an zwei Feuern, tanzenden Hexen und Trommelmusik vergnügt hatten, löschte die Polizei nach Angaben von Augenzeugen wenig später die Feuer. Gegen Mitternacht des 30. April war die Menge auf dem Platz auf etwa 2.000 Personen angewachsen, nach Angaben der Polizei wurden Steine und Flaschen auf Polizisten geworfen und Straßenbarrikaden errichtet. Unter Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas räumte die Polizei den Platz. Während die Polizei vom „vereinzelten Einsatz von Tränengas gegen Randalierer“ spricht, sagten Augenzeugen zur taz, daß der Platz ohne Vorwarnung eingekesselt und Tränengaspatronen wahllos und ohne Ankündigung in die Menge geschossen wurden. Von den 36 Personen, die wegen schweren Landfriedensbruchs, Sachbeschädigungen und Widerstand festgenommen wurden, befanden sich gestern nachmittag 27 wieder auf freiem Fuß. 72 Polizisten wurden verletzt.

In Kreuzberg folgten am 1. Mai 2.500 überwiegend türkische und kurdische Jugendliche dem Demonstrationsaufruf der stalinistischen „Revolutionären Internationalistischen Bewegung“ (RIM). Der Zug wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet und mit Videokameras gefilmt. Nahezu alle Teilnehmer wurden vor Beginn durchsucht. Bis zum Redaktionsschluß kam es zweimal zu heftigen Handgemengen, als Polizeibeamte Fahnen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK aus dem Zug holten. Unter den sechs Festgenommenen befanden sich auch zwei etwa 17jährige Mädchen, die die Fahnen getragen hatten. Die Demonstranten skandierten „Es lebe die Pkk“ und „Hände weg von Kurdistan“. wahn/win

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