: Über dem Reichstag wehte rotes Tischtuch
Die Sowjetflagge über dem Reichstag, die der russische Fotograf Jevgeni Chaldej kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges im Bild festhielt, war eigentlich ein Tischtuch. Ein befreundeter Schneider in Moskau habe für ihn Hammer und Sichel aufgenäht, sagte Chaldej in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der niederländischen Zeitung NRC Handelsblad. „Ich hatte immer meine eigenen Flaggen bei mir“, erzählte der heute 78jährige. Die echten Flaggen der Roten Armee habe er nicht immer verwenden dürfen. Obwohl auf dem Dach des Reichstags schon andere sowjetische Flaggen geweht hätten, sei keine so schön wie sein rotes Tischtuch gewesen. Am nächsten Tag flog Chaldej nach Moskau, wo das Foto zum Symbol des sowjetischen Sieges wurde. Erst später fiel auf, daß einer der Soldaten auf dem Bild an beiden Handgelenken eine Armbanduhr trug. Um nicht den Eindruck zu erwecken, daß die sowjetischen Soldaten geplündert hätten, mußte Chaldej eine der Uhren wegretuschieren.dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
