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Filmstudenten gefährdet

■ Münchner Filmhochschule auf Extremistenjagd

Mit großem Erstaunen mußte der Filmproduzent Chris Sievernich unlängst zur Kenntnis nehmen, daß in so ein Filmseminar viel mehr gefährliche Indoktrination paßt, als man das gemeinhin so annehmen möchte.

Man hatte ihn von der Bayerischen Filmhochschule gebeten, eine Lehrveranstaltung zum Thema „Finanzierung europäischer Koproduktionen für Kinofilme“ abzuhalten. „Inhaltlich stellen wir uns vor, daß Sie anhand einiger Fallbeispiele über die Problematik von Koproduktionen in Europa sprechen. Sie könnten zum Beispiel Ihre spannende Schilderung der Entstehung ihrer Koproduktion von der Panel-Diskussion bei Euro-Aim als Ausgangspunkt nehmen. [...] Neben einem Honorar können wir Ihnen die Fahrtkosten für eine 1.-Klasse-Bahnfahrt ersetzen.“

Fair enough! So einfach ist es dann allerdings nicht. Auch an einem einzigen Tag und auch von einem freien Lehrbeauftragten kann allerhand Keimzeugs in die Studentenköpfe eingepflanzt werden, und so kommt es, daß Herrn Sievernich ein Fragebogen zuging, den er, bitt' schön, unterschrieben an die Hochschule zurücksenden sollte.

Darin wird sich, unter anderem, angelegentlich erkundigt: „Haben Sie vor dem 8. November 1989 eine Funktion bei der SED ... oder eine sonstige Funktion im System der DDR ausgeübt? Waren Sie Inoffizieller Mitarbeiter? Sind Sie für das Ministerium für Staatssicherheit tätig gewesen? Sind oder waren Sie Mitglied einer oder mehrerer extremistischer oder extremistisch beeinflußter Organisationen?“ Dem Schreiben war außerdem eine Belehrung über „Die Republikaner“ beigefügt, in der erläutert wird, daß jeder öffentlich Bedienstete im Rahmen eines Personalgesprächs zu befragen ist, wie er zu rechtsextremistischen Tendenzen innerhalb der Partei steht. Dabei sollen ihm einzelne Passagen, die Positionen zu bestimmten Minderheiten und deren Rechten enthalten, vorgelegt werden. Ergibt sich ein Bekenntis zu extremistischen Tendenzen, kann der Bewerber leider nicht eingestellt werden.

Der in den USA lebende Sievernich, der die Lehrveranstaltung bereits eingeplant hatte, sandte den Fragebogen mit bestem Dank und der Bemerkung zurück, er sei nicht in der Lage, eine Lehrveranstaltung durchzuführen, deren Voraussetzung die Darstellung seiner politischen Einstellung sei. „Wenn ich mich, als in Amerika lebender Deutscher, recht erinnere, ist im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland immer noch die Meinungsfreiheit und die freie Wahl der poltitischen Einstellung verankert. Ich lege hiermit schärfsten Protest ein. Ich bedaure, daß die Weitergabe meiner umfangreichen Erfahrungen und Kenntnissen auf dem Gebiet der Filmproduktion unter diesen Umständen an Studenten Ihrer Hochschule nicht möglich ist.“ mn

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