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Wirbeltanz mit Fisch

■ Junge Hunde aus Dänemark: Vom Wagnis, mit kleinen Gefühlen zu spielen

Der Herr in der zweiten Reihe nickt seiner Begleiterin verständnisvoll zu und kommentiert: „Kleine Gefühle sind viel schwerer auszuhalten.“ Sein Ausspruch könnte als Motto dienen für die vier Solo-Darbietungen der Tänzerinnen und Tänzer aus Kopenhagen, die am Sonnabend auf Kampnagel ihr Können unter Beweis stellten.

Dabei verzichteten die jungen Bewegungskünstler auf Ausstattung und Requisite und gaben sich ganz Bewegung und Ausdruck hin, und zwar in einer experimentellen Form, die für die Absolventen der School for New Dance Development in Amsterdam und Arnheim charakteristisch ist: kraftvolle Sprung- und Fallsequenzen, dazu die Suche nach neuen Bewegungsmustern, die sich aus dem Repertoire des gespeicherten evolutionären Körperwissens bedienen.

Bo Madvig amüsierte mit Flat Fish No. 8. Immer wieder entschwand er hinter einer schweren Eisentür, um etwas mitzubringen: „I've got a fish, too!“ verspricht er und trägt einen großen Krug auf die Bühne. Die Hände greifen entschlossen hinein, dann zuckt sein ganzer Körper im Kampf mit dem imaginären Ungeheuer, dessen Größe er anschließend mit Kreide aufmalt, um sie zu bekräftigen. Doch der Däne besitzt nicht nur eine komische Ader. Zum anrührigen irischen Volkslied a la Tom Waits bog er seinen Körper in die abwegigsten Positionen, ließ den Rücken Wirbel für Wirbel tanzen, eine Fischgräte mit Flügel-Händen, die zur Ente auf halber Spitze mutierte.

Camilla Stage riskierte einen Tanz ums Feuer, Lene Boel zeigte magische Gesten der Kraft, ein Frauen-Solo im rot-schwarzen Gewand zum rhythmischen Mahnen von Herzschlag und Trommeln. Leider fehlte ihr ein Bühnenbild, das Assoziationen erleichtert hätte. Viele der Zuschauer seufzten gelangweilt und nahmen die tänzerische und choreographische Hochleistung, die Geschmeidigkeit ihrer Sequenzen gar nicht wahr. gmw

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