„Eine Partei wie ein Mann“

■ Eine Tagung näherte sich gestern Frauen, Rassismus und Rechtsextremismus

Marion Blohm, seit 1991 für die rechtsextreme DVU in der Bremischen Bürgerschaft, entspricht dem Klischee einer rechten Politikerin: verheiratet, zwei Kinder, 42 Jahre alt und blond. Entweder sind rechte Frauen, so das Klischee, „blonde Gebährmaschinen“, deren traditionelles Rollenverständnis als Hausfrau und Mutter von der Partei aufgewertet wird, oder „Nazi-Emanzen“, die zusammen mit männlichen Gesinnungsgenossen schlagend herumlaufen.

Doch das Spektrum an Frauen im rechtsextremen Lager ist größer. Bereits 1991 haben die beiden Berliner Wissenschaftlerinnen Nikola Wohllaib und Annette Skrzydlo 15 Frauen der Berliner „Republikaner“ interviewt. Auf der Tagung „Ein Herrenvolk von Untertaninnen?“ zu Frauen und Rechtsextremismus haben sie gestern Ergebnisse der geschlechterspezifischen Forschung vorgestellt.

„Die unterschiedlichen und widersprüchlichen Rollenangebote lassen unterschiedliche Beteiligungsformen für Frauen in der Partei zu“, haben Wohllaib und Skrzydlo festgestellt. Sowohl die weiblichen Mitglieder der Partei als auch deren Mitläuferinnen und Wählerinnen seien heterogen. Die befragten Frauen entsprachen in keiner Weise den landesweiten Vorstellungen: Die Hälfte der Frauen lebte allein, war berufstätig und hatte zu einem großen Teil einen höheren Schulabschluß. Keine von ihnen wäre bereit, sich in die Rolle der Mutter – nach Rep-Ideologie die natürliche Bestimmung der Frau – abschieben zu lassen. Die meisten Frauen lehnten außerdem den Paragraphen 218 ab und waren entschieden für ein selbstbestimmtes Leben der Frau.

Wohllaib und Skrzydlo haben drei repräsentative Gruppen unter den rechten Frauen ausgemacht. Da läuft die „Punktmobilisierte“ in der Partei herum. „Sie hat für sich einen gesellschaftlichen Punkt als Mißstand erkannt, den sie ändern will, wozu sie bei den Reps die Gelegenheit bekommt“, sagen die beiden. Das sind vor allem die „Überfremdung durch Ausländer“ und die damit angeblich einhergehende Kriminalität. Ansonsten interessieren sich die „Punktmobilisierten“ nicht für Politik, stimmen nicht dem ganzen Parteiprogramm zu.

Ähnlich denkt die „Unzufriedene“, die sich von den Altparteien alleingelassen fühlt. Auch sie stört sich an AusländerInnen, manchmal auch an der eigenen Partei, hält aber zu ihr. „Die Partei ist wie ein Mann, den man in schwierigen Situationen nicht im Stich läßt“, hat eine Befragte gesagt. Nur die „ideale Republikanerin“ identifiziert sich voll mit der rechtsextremen Ideologie der Reps. Eine Akademikerin und seit 1992 Sozialstadträtin in Berlin gab an, daß die Nation bedroht sei.

Bei allen Typen herrschen rassistische Meinungen vor und bestimmen deren Handlungen. Aber Rassismus zieht sich durch alle Schichten. Egal ob Männer oder Frauen, alle Deutschen „sind rassistisch verstrickt“. Das hat Margret Jäger, Wissenschaftlerin am Institut für Sprache und Sozialforschung in Duisburg, herausgefunden. In dem Projekt „Brandsätze“ hat sie die „Ethnisierung des Sexismus“ untersucht.

Die „Hitliste rassistischer Vorurteile“ führen die sattsam bekannten Meinungen an: Durch AusländerInnen würden Kriminalität und Wohnungsnot gesteigert, AusländerInnen wollten mit Deutschen nichts zu tun haben, hätten eine undemokratische Kultur, diskriminierten Frauen... Rechtfertigen würden sich die Befragten damit, daß sie persönlich nichts gegen AusländerInnen hätten, „aber ... “. Viele verstecken sich gern hinter vermeintlichen Autoritäten, die auch schon gesagt hätten, daß es so nicht weitergehe. Viel zitiert werden PolitikerInnen und Medien.

Rassistische Rechtfertigungen werden auch mit linken oder demokratischen Argumenten gebracht, stellte Margret Jäger fest. Sei es der Antisemitismus unter Linken mit dem Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern, oder die Ablehnung der Türken, da in der Türkei gefoltert wird und die Todesstrafe existiert. Auch Feministinnen und Lesben sind von Rassismus nicht frei. „Deutsche Frauen verlagern das Problem der patriachalischen Gesellschaft auf MigrantInnen“, sagt Jäger. Dann, wenn MuslimInnen vorgeworfen wird, frauenfeindlich und sexistisch zu sein. Ulrike Fokken