Kommentar: Letzte Chance der SPD
■ Rot-grün nicht als 'weiter mit Wedemeier'
Politik ist ein verrücktes Geschäft. Um 17 Prozentpunkte ist die SPD in der Ära Wedemeier zusammengeschnurrt. Vor acht Jahren lag der Abstand zur CDU bei 27 Prozentpunkten, jetzt sind die beiden Großen fast gleichauf. Trotzdem bringt jetzt ausgerechnet das Wahldebakel die SPD wieder in den Mittelpunkt der Bremer Politik. Und rettet Klaus Wedemeier womöglich den Job im Rathaus.
Das Spiel wurde vor dreieinhalb Jahren in der Sozi-Partei schon einmal gegeben. Auch damals galt die Parole: Wenn die Mehrheiten so knapp sind, bloß keine offene Auseinandersetzung ausbrechen lassen und keine Debatte um die Führungspersonen. Wie das gehen kann, hat Klaus Wedemeier gestern schon angedeutet: „Es gibt eine knappe rot-grüne Mehrheit“, sagte er „und mit einer knappen Mehrheit habe ich schon solider regiert, als mit einer größeren.“
Rot-grüne Koalitionen sind in den deutschen Landtagen inzwischen fast Routine. In Bremen aber droht ein solches Bündnis jetzt an der Schwäche der SPD und unter dem Druck ihrer Abspaltung AfB ganz schnell unterzugehen. Jedenfalls dann, wenn sich die SPD nicht offensiv zu Rot-grün entschließt, sondern Klaus Wedemeier diese Koalition als kleinste Möglichkeit des „weiter so“ machen läßt. Rot-grün hat eine Chance in Bremen, aber nur – und dann wohl ohne Wedemeier – wenn es die SPD gleichzeitig als letzte Chance ihrer eigenen Modernisierung begreift. Dirk Asendorpf
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