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Kanzler schmuggelte mit

■ Helmut Kohl war über den geplanten Plutonium-Import des BND unterrichtet

Berlin (AFP/taz) – Nun steht auch der Kanzler im Schmuggelverdacht. Helmut Kohl war nach einem Bericht des Spiegels schon vor der Münchner Plutonium-Schieberei bereits im August letzten Jahres in die Aktivitäten des Bundesnachrichtendienstes (BND) eingeweiht. Dennoch hätten aber weder er noch sein Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, noch der Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer (alle CDU) versucht, den Transport des hochgiftigen Plutoniums an Bord einer Lufthansa-Linienmaschine zu verhindern. Daß Kohl vorab informiert war, soll Schmidbauer in einer geheimen Sitzung der Parlamentarischen Kontrollkommission eingeräumt haben.

SPD und Bündnis 90/Die Grünen verlangten eine umgehende Klarstellung des Kanzlers. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Peter Struck, erklärte, Kohl dürfe damit nicht warten, bis er von dem am Donnerstag letzter Woche eingesetzten Untersuchungsausschuß vorgeladen werden wird. Die Fraktionssprecherin der Bündnisgrünen, Kerstin Müller, sagte, mit den neuen Enthüllungen werde aus der Plutonium-Affäre „eine Affäre des Kanzlers“. Sie forderte erneut den Rücktritt Schmidbauers. In einer Fragestunde des Bundestags hatte Schmidbauer am Donnerstag noch erklärt, Kohl sei erst am 12. und 13. August, also zwei Tage nach der Beschlagnahmung des Plutoniums über die „näheren Umstände“ unterrichtet worden. Der Chef der CSU-Landesgruppe, Michael Glos, warf der SPD vor, durch „vorschnelle Schuldzuweisungen eine Stimmung der Verunsicherung zu schüren“. Zugleich kündigte Glos an, auch SPD-Chef Rudolf Scharping als Zeuge vor den Untersuchungsausschuß laden zu wollen. Scharping solle angeben, wann ihn BND-Chef Konrad Porzner (SPD) von der Affäre unterrichtet habe. wg

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