: Partei-Herzen / Farthmanns Aus
Man kennt sich in Bremen, so mancher Kompromiß ist schon auf dem Marktplatz zwischen Bürgerschaft und Rathaus geschlossen worden. Aber so kurz wie jetzt waren selbst in Bremen die Wege noch nie: Gleich drei Ehepaare können den Streit über Parteigrenzen hinweg nun schon am Frühstückstisch austragen. Christine Bernbacher, Mitgründerin der Grünen und acht Jahre in der Bürgerschaft, ist wiedergewählt worden. Ehemann Klaus zieht für die AfB in die neue Bürgerschaft ein. Trotz der gegensätzlichen politischen Orientierung wollte das Ehepaar Bernbacher am späten Wahlabend „auf jeden Fall noch einen Sekt zusammen trinken“, erklärte Klaus Bernbacher.
Während Albert Marken von der AfB die Sektkorken knallen ließ, mußte Ehefrau Marlies Trauer tragen. Tröstlich für sie nur, daß es persönlich für den Wiedereinzug auf der SPD-Liste gereicht hat. Bei Familie Kröning hatte Ehefrau Elke (AfB) am Wahlabend eine ganz persönliche Taktik entwickelt, um den häuslichen Frieden zu wahren. Sie versicherte, das Wahldesaster habe die SPD „als Landespartei und nicht die Bundespartei“ getroffen. Im Bundestag sitzt ihr Mann als Direktkandidat der Bremer SPD.Ase
Farthmanns Aus
Vor fünf Jahren hatte Friedhelm der Grobe noch getönt, „das einzige Kriterium“ für den Aufstieg von Frauen auf die vorderen Plätze der NRW-Landesliste liege darin, „daß sie zwischen den Beinen anders aussehen als ich“. Nur widerwillig entschuldigte sich der Traditions-Sozi und Ex-Frauenbeauftragte Farthmann, ließ sich aber vom „Tittensozialismus“, der Quote, nicht davon abhalten, den zweiten (Frauen-)Listenplatz hinter Rau zu beanspruchen. Der hat ihm jetzt nichts mehr genutzt. Er verlor seinen Wahlkreis, flog aus dem Landtag und hat nun Zeit, Vermutungen über die Kriterien anzustellen, nach denen er abgewählt wurde.Foto: bonn-sequenz
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