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Giftgas-Anschläge aufgeklärt?

■ Der japanische Guru Shoko Asahara sollte als mutmaßlicher Attentäter heute verhaftet werden

Tokio (taz) – Japans gefürchteter Guru sitzt in der Falle, doch widerstandslos ergibt er sich offenbar nicht. Noch in den frühen Stunden des heutigen Morgens sollte nach Angaben der japanischen Polizei die sonderbare Odyssee des 40jährigen Shoko Asahara, Führer der Sekte „Aum Shinrikyo“ (Erhabene Wahrheit), ihr vorläufiges Ende hinter schwedischen Gardinen finden. Zu diesem Zweck gab die Tokioter Staatsanwaltschaft am Montag abend 41 Haftbefehle wegen Mordverdachts im Zusammenhang mit den Giftgasanschlägen in der Tokioter U-Bahn, darunter den gegen Asahara, aus.

Obwohl damit die Ermittlungen ihr Ziel erreicht zu haben schienen, war das in Japan noch kein Grund zur allgemeinen Erleichterung: Zehn Zugfahrgäste im Schnellzugbahnhof von Yokohama wurden noch gestern abend nach schweren Hustenanfällen durch Polizei und Krankenhäuser medizinisch versorgt. Ein dramatisches Harakiri-Finale im engsten Kreis der Sektenmitglieder schlossen die meisten Beobachter indessen aus. Soviel Ehrgefühl wird den als ebenso geldgierig wie kriegsversessen dargestellten Sektenmanagern um Asahara in Japan längst nicht mehr zugetraut. Statt dessen lauerte die Gefahr angeblich dort, wo sich von der Polizei unbeobachtete Sektenmitglieder mit dem mutmaßlich von Aum Shinrikyo hergestellten Supergiftgas Sarin auf freiem Fuß befanden. Schließlich läßt sich mit einem angestochenen Beutel Sarin in jedem öffentlichen Raum eine tödliche Katastrophe heraufbeschwören.

Gleichwohl besteht nun Hoffnung, mit den für heute geplanten Verhaftungen den Tokioter Giftgasmeistern ein für allemal das Handwerk zu legen. Nach zweimonatigen Recherchen glaubt die japanische Polizei nämlich zu wissen, wer unter Asaharas Jüngern eine Gefahr darstellt und wer nicht. Die Bösewichter aber sollen schon heute alle kaltgestellt werden.

Georg Blume Seite 9

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