: Rexrodt überfährt Merkel
■ Wirtschaftsminister verhindert im Kabinett sogar symbolische Sommersmogverordnung
Berlin (dpa/taz) – Die Bundesbürger müssen noch länger auf Bonner Maßnahmen gegen den Sommersmog warten, obwohl Ozon möglicherweise Krebs auslöst. Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) setzte sich gestern im Kabinett gegen Umweltministerin Angela Merkel (CDU) durch und verhinderte selbst symbolische Schritte zur Bekämpfung des Sommersmogs. Merkel, die deswegen kurzfristig eine Pressekonferenz absagen mußte, wiederholte anschließend in einer Fragestunde im Bundestag, was ihr Kanzler morgens im Kabinett gesagt hatte: „Es gibt noch Diskussionsbedarf.“ Bei der Opposition und den Umweltverbänden stieß das erwartungsgemäß auf scharfe Kritik.
Die Vorbehalte gegen Fahrverbote, die aus dem Kabinett kolportiert werden, decken sich wortwörtlich mit einer Presseerklärung des Wirtschaftsministeriums vom vergangenen Freitag. Dort heißt es, Fahrverbote müßten „Ausnahmen enthalten für Lkw und leichte Nutzfahrzeuge, für schadstoffarme Pkw, für Berufspendler und für den Ferienverkehr“. Auch „ausländische Fahrzeuge dürfen nicht diskriminiert werden“. Eine „Lösung“ für die Urlauber und die zehn Millionen Pendler soll jetzt durch weitere Gespräche zwischen den beteiligten Ressorts Umwelt, Wirtschaft und Verkehr und in der Koalition herbeigeführt werden. Mit einem Kabinettsbeschluß sei frühestens vor der Sommerpause zu rechnen.
Das von Merkel im Kabinett vorgelegte Paket sah neben kurzfristigen Maßnahmen gegen zu hohe Ozonwerte, darunter auch Beschränkungen für benzinbetriebene Rasenmäher, längerfristige Schritte zur Reduzierung der Vorläufersubstanzen von Ozon vor. Der Grenzwert für Fahrverbote von Autos ohne Katalysator und vergleichbare Diesel sollte dem Vernehmen nach bei 270 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen. ten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen