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Mit Mundart zum Erfolg

■ Mit Breitenwirkung : Das Waldau -Theater präsentiert den neuen Spielplan

10 Monate sind vergangen, seitdem Michael Derda die Intendanz des Ernst-Waldau-Theaters übernommen hat. Vieles hatte sich Derda vornehmen müssen, um den stark angeschlagenen Ruf des auf niederdeutsche Produktionen spezialisierten Hauses aufzumöbeln. Glücklos schied seinerzeit das Leitungs-Duo Wessels/Waldau-Andersen: Vorher hagelte es Verrisse und Abo-Kündigungen; mit dem Betriebsklima stand es, vorsichtig ausgedrückt, nicht zum besten. Konsequenz: Die Subventionen des Theaters an der Waller Heerstraße sollten von 1,5 Millionen Mark auf 200.000 Mark gekürzt zu werden - was das Aus bedeutet hätte.

Doch mit Michael Derda scheint sich das Blatt zu wenden: Einspielergebnis in der laufenden Spielzeit 1,6 Millionen Mark, Platzauslastung 92 Prozent. Das bedeutet, die geringeren Subventionen von 1,15 Millionen Mark berücksichtigt, Mehreinnahmen von 200.000 Mark. Die Zuschauer - 4000 zusätzlich - kommen also wieder ins „Theater für alle“, wie es Derda vorschwebt.

Dieses Erfolgskonzept soll natürlich auch in der nächsten Spielzeit fortgesetzt werden. Gestern stellte Derda den Spielplan vor. Genuin niederdeutsch ist allerdings nur eines der neun geplanten Stücke; eröffnet wird im September mit Tennessee Williams' „Glasmenagerie“, ins Niederdeutsche übertragen und voraussichtlich inszeniert von einem Theatermann aus St. Petersburg.

Läßt sich ein solches Stück überhaupt ohne Verluste in die niederdeutsche Mundart übertragen? „Tennessee Williams gibt es auch in norwegischer oder finnischer Übersetzung“, rechtfertigt sich der Intendant. Drei weitere (Ayckbourns Boulevardkomödie „Schlafzimmergäste“, Churchills „Rache ist süß“ und Michael Frayns „Der nackte Wahnsinn“) sind ins Hochdeutsche übersetzt, und die Feydeau-Komödie „Herr Schörtenjäger oder Vun de Kunst, een'n Haasen umtopüüstern“ stammt aus dem Französischen.

Bloß „Meister Anecker“, ein niederdeutsches Lustspiel von August Lähn, verweist noch auf die Wurzeln des authentisch plattdeutschen Volkstheaters. Sterben die niederdeutschen Stückeschreiber aus? „Es werden weniger, das muß man sehen“, weiß der rührige Michael Derda. Und das jüngere Publikum versteht bei den auf Plattdeutsch gegebenen Aufführungen oft nur Bahnhof. Niederdeutsch ist schließlich kein ganz alltägliches Schulfach.

„Bei den geringen Mitteln, über die wir verfügen, kann ich nicht vor 30 Leuten spielen“, meint der Intendant: „Deswegen muß ich neue Publikumsschichten erschließen.“ Vielleicht gelingt ihm das ja mit Shakespeares „Sommernachtstraum“, den Derda selbst inszeniert. Teils hoch-, teils niederdeutsch - gekoppelt an die Sozialstruktur der Rollen - wird der Text gesprochen. Derda freut sich schon auf Reaktionen, denn interessanterweise steht das Stück auch im Theater am Goetheplatz auf dem Spielplan.

Auch architektonisch sind Veränderungen zu erwarten: Das etwas unwirtliche Entree und das Foyer sollen umgestaltet werden, ein zusätzliches Studiotheater mit 200 Plätzen ist geplant.

Und dann hat Michael Derda auch noch Utopien, die mit dem Image Bremens und den Anziehungspunkten der Stadt zu tun haben: „Wenn Touristengruppen in Hamburg selbstverständlich einen Abend im Ohnesorg-Theater buchen, könnten sie das doch in Bremen im Waldau-Theater tun. Aber ein Schritt nach dem anderen...“

Alexander Musik

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