: Jäger ist Opfer der eigenen Überschätzung -betr.: "Auf deutsch gesagt die Nase voll", v. 18.5.1995
Betr.: „Auf deutsch gesagt die Nase voll“ v. 18.5.
Endlich wissen wir's: Am schlechtesten Wahlergebnis der Bremer FDP aller Zeiten ist ganz allein die taz schuld, denn die hat die Bremer Liberalen einfach weggeschrieben. Entspräche dies der Wahrheit, es wäre leichter für die Liberalen, es gäbe in der Tat noch eine gute Chance für Claus Jäger. Nur leider, die Tatsachen sind anders.
Denn eben jener Claus Jäger, der sich noch zu Weihnachten 1991 presseöffentlich eine „offene Diskussion“ gewünscht und festgestellt hatte, „er sei aufgeschlossen für Kritik“, der gleiche Claus Jäger zeigt nun, was er wirklich von Kritik und von Pressefreiheit hält, nämlich herzlich wenig. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn wahre Liberalität setzt nun einmal große geistig-seelische Stärke voraus, gerade daran aber scheint's zu fehlen. Daß es dabei ausgerechnet die taz ist, von der Jäger sich nicht in „infamer Weise anpinkeln“ lassen will, ist in Wahrheit nur der Schlußpunkt eines seit fast zwei Jahren andauernden Umgangs mit der bremischen Presse, für den die Bezeichnung maßlos noch die mildeste Ausdrucksform ist.
Der Wirtschaftssenator ist nicht das Opfer schlechter Presseberichte, sondern er ist einzig das Opfer seiner eigenen Überschätzung geworden, der nicht nur den Koalitionsbruch systematisch betrieben hat, sondern der auch dafür verantwortlich ist, daß schließlich der Innensenator die FDP verlassen hat.
Der Spitzenkandidat hat mit hohem Einsatz gepokert und verloren, er sollte daraus Konsequenzen ziehen. Haiko Camphausen, ehem. Landesgeschäftsführer der FDP
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