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■ Syrisch-Israelische Einigung zu Golanhöhen in SichtDer geschrumpfte Befreier

Die Speerspitze des arabischen Nationalismus ist stumpf geworden. Syrien, das von einer Partei und einem Staatschef regiert oder besser geführt wird, die sich die „Befreiung der arabischen Erde“ auf das Banner geschrieben haben und in dem die Staatsflagge immer zusammen mit der panarabischen Fahne gehißt wird, verhandelt mit dem „zionistischen Feind“.

Die Gespräche über die Größe von entmilitarisierten Zonen, die Stationierung von Schutztruppen und die Installation von Frühwarnsystemen im und um den Golan werden sich hinziehen. Um sie nicht durch Wahlkampfmanöver zu gefährden, werden möglicherweise entscheidende Schritte erst 1997 vollzogen, nach den nächsten Wahlen in den USA und Israel. Der Durchbruch ist mit der Ankündigung von direkten Verhandlungen also noch nicht erzielt, wohl aber ein Durchbruch.

In Washington werden sich keine Politiker gegenseitig ihre historischen Schandtaten vorrechnen und keine Ideologen von Heiligen Städten und Böden schwallen. Spröde Militärs werden, quasi von Kollege zu Kollege, um Pufferzonen, Stufenpläne und rote Linien feilschen. Die seit fast einem halben Jahrhundert verfeindeten Staaten haben damit grundlegende Aspekte ihrer Gegnerschaft aufgegeben.

Syriens Regent Hafis al-Assad nimmt endgültig Abschied von jener Ideologie, in deren Namen er 1967 als Verteidigungsminister Truppen gegen Israel in den Krieg schickte. Statt die gesamte arabische Welt zu befreien, erlangt Assad jetzt wahrscheinlich rund 1.000 Quadratkilometer Erde zurück, die ihm damals unter ziemlich schmählichen Umständen abhanden gekommen waren. Doch Syriens Staatschef wird es verstehen, seiner Bevölkerung diesen Landgewinn als späten Sieg zu verkaufen.

Der gelernte Kampfpilot weiß genau, daß die einst proklamierten Ziele nach dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr zu erreichen sind. Die „arabische Solidarität“ war eh eine Schimäre, und ohne massenhafte Waffenlieferungen aus der UdSSR zu Sondertarifen ist ein Krieg gegen Israel gar nicht führbar. Die einst mit dem Titel „arabisch“ versehene antiisraelische Schmähterminologie führen jetzt andere im Munde, mit dem Sigel „islamisch“. Zwar unterstützte der Alawit Assad im ersten Golfkrieg den Iran, und die Hisbollah ließ er im syrisch kontrollierten Libanon agieren. Für eine dauerhafte Allianz mit den international isolierten Gotteskriegern ist Assad jedoch zu schlau, zumal er selbst auf den Todeslisten heimischer Muslimbrüder steht. Assad geht es nunmehr darum, an der Macht zu bleiben, beziehungsweise diese innerhalb seiner Familie zu vererben. Und solange im Rahmen des Friedensprozesses im Nahen Osten nicht allzuviel von Demokratisierung die Rede ist, hat er gute Chancen, dieses Ziel zu erreichen. Thomas Dreger

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