: Unterm Strich
Das ist für alle, die am Freitag sträflicherweise nicht die Kolumne unserer geschätzten Kollegin Brunst gelesen haben; und für diejenigen, die glauben, da werde mutwillig Zeug zusammengereimt, wie es so gerade ins Bild vom gleichgeschlechtlich orientierten Alltag paßt: TV-„Heiratsvermittlerin“ Linda de Mol präsentiert in ihrer heutigen RTL-Sendung „Traumhochzeit“ am Samstag (20.15 Uhr) tatsächlich zwei homosexuelle Frauen. Die beiden Lesben geben sich allerdings nicht wie die anderen Show-Kandidaten das Jawort. „Natürlich dürfen diese Paare aus rechtlichen Gründen nicht heiraten, aber sie können sich das Versprechen der ewigen Treue und Liebe geben“, sagt Linda de Mol. Die Reaktionen auf die in den Niederlanden bereits ausgestrahlte Sendung mit den hölländischen Kandidatinnen Corrie van Lieshout (45) und Marion Coumans (31) waren laut Linda de Mol sehr positiv: „99 Prozent der Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, waren von diesem Beitrag sehr angetan.“ Auch künftig wolle sie in der „Traumhochzeit“ homosexuelle Paare mitwirken lassen. Und wer etwas von den realen Machtverhältnissen in unserer Telekratie versteht, der weiß auch, daß das sicher mehr bringen wird als noch so gutgemeinte Gesetzesentwürfe und CSD-Day-Demos oder gar als die Elaborate jener „FrauenLesben“ resp. „LesbenFrauen“, die uns seit Wochen mit saublöden Leserbriefen in Sachen Droste überschwemmen.
Ortsbesichtigung des Gerichts im Christo-Streit = Im Streit um einen Ausstellungspavillon in unmittelbarer Nähe des Reichstagsgebäudes – der Christos geplanter Verhüllungsaktion ab Mitte Juni im Wege stehen soll – hat es am Freitag vormittag eine Ortsbesichtigung gegeben. Am Nachmittag war eine mündliche Verhandlung vor dem Berliner Verwaltungsgericht mit dem Erbauer des Pavillons, der Hamburger Illustrierten Stern sowie der „Verhüllter Reichstag Gmbh“ und dem für die Baugenehmigung zuständigen Bezirksmat Mitte angesetzt. Die Christo-Manager wollen mit einer Einstweiligen Anordung einen Baustopp und die Beseitigung des bisher schon errichteten Stahlgerüstes erreichen. Christo und seine Frau Jeanne-Claude hatten bereits am vergangenen Dienstag eine Ortsbesichtigung vorgenommen und die Unvereinbarkeit mit der ihnen zugesicherten „Bannmeile“ für die Verhüllungsaktion festgestellt. Das ganze Projekt sei dadurch gefährdet, meinte Christo- Sprecher Wolfgang Volz. Sein Kollege Roland Specker sagte am Freitag, sie seien nach wie vor der Auffassung, daß die Baugenehmigung für diesen zwölf Meter hohen Bau zwischen Brandenburger Tor und Reichstag nicht hätte erteilt werden dürfen. Dies habe ihnen auch Berlins oberster Denkmalschützer, Helmut Engel, bestätigt. Eberhard Diepgen nannte die Auseinandersetzungen „ortsübliche Aufgeregtheiten“. Und weiter? Was wird denn nun?
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