piwik no script img

Schlachtfest bei März

■ Konzern will sich gesundschrumpfen

Rosenheim (AP) – Das hochverschuldete Rosenheimer Nahrungsmittelimperium März bricht auseinander: Um den Finanzkollaps abzuwenden, muß sich der Familienkonzern aus ursprünglich rund 100 Betrieben „gesundschrumpfen“, kündigte der neue Vorstandschef Dieter Jünemann gestern auf der Hauptversammlung in Rosenheim an.

Die Milchbetriebe stehen in den nächsten Monaten zum Verkauf, ebenso die diversen Immobilien-, Consulting- und Servicegesellschaften. Die 33,3prozentige Beteiligung an der ebenfalls finanziell angeschlagenen Allgäuer Fleischfirma Moksel soll aber vorerst unangetastet bleiben. Der Firmensitz wird zwecks Einsparung von fünf Millionen Mark zur Frankfurter Tochter Henninger-Brauerei verlegt.

März, an dem der Familienclan nach wie vor gut 90 Prozent der Aktien hält, setzt in Zukunft vor allem auf Bier, insbesondere mit den Firmen Henninger, Eichbaum, Freiberger und EKU. 1995/96 seien möglicherweise wieder schwarze Zahlen zu erwarten, zeigte sich Jünemann optimistisch.

Einige Aktionäre kritisierten, der bis vor wenigen Monaten vor allem aus Familienmitgliedern bestehende Vorstand habe jahrelang mit Hilfe der Banken wahllos Beteiligungen zusammengekauft und riesige Schulden angehäuft. Das ehemalige Rosenheimer Molkereigeschäft war unter Firmenchef Josef März – einem Kumpel von Franz Josef Strauß – innerhalb weniger Jahre zu einem fein verästelten Konzern gewachsen. Im September 1994 hatte dieser trotz des Verkaufs der florierenden Brauereien Tucher und Bavaria-St.Pauli mit der Erfolgsmarke „Jever“ Bankverbindlichkeiten von einer Milliarde Mark zu verkraften, Ende April 1995 immerhin noch 772,8 Millionen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen