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Hundertmal entschuldigt

■ Der Streit zwischen Art-Kombinat und dem U-Club ist beendet – Ein Interview mit Art-Kombinat-Chef Falk Walter

Im Vorfeld zu der sechswöchigen Veranstaltungsreihe des Art- Kombinats im ehemaligen Busdepot der BVG in Treptow kam es zu ständigen Reibereien mit dem U- Club, der ebenfalls einen Teil des Geländes gemietet hatte und schon im letzten Sommer den Ort für seine Yaam-Hofpartys nutzte. Beide Kulturveranstalter konnten sich am Mittwoch abend einigen.

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taz: Was war der Auslöser für euren Konflikt mit dem U-Club?

Falk Walter: Wir sind hier schon genauso lange auf dem Gelände wie der U-Club. Wir haben hier gearbeitet, renoviert und Heizungen eingebaut, doch problematisch wurde es erst, als wir ebenfalls endlich was machen wollten.

Der U-Club fühlt sich aus seinem Terrain verdrängt.

Den Vorwurf hören wir seit Monaten. Wir mußten natürlich miteinander reden und über Überschneidungen in der Nutzung verhandeln. Doch konnten wir mit denen gar nicht reden. Von Tom (Wiggenhausen, Gründer des Yaam, d.Red.) hieß es bloß: „Es ist mir völlig egal, was ihr macht, wir sind lauter!“

Habt ihr nicht auch Fehler gemacht? Euch wurde vorgeworfen, ihr hättet die Popularität des Yaam für eure Zwecke ausgenutzt.

Dafür war ein einziger Satz verantwortlich, in der schriftlichen Ausformulierung unseres Programms, nämlich daß der U-Club im Zusammenhang mit dem Art- Kombinat den Yaam ins Leben gerufen habe. Was in gewisser Weise stimmt. Unsere Leute haben dort ebenfalls gearbeitet, zum Beispiel den Einlaß geregelt. Woraufhin sich Tom jedoch auf den Schlips getreten fühlte, was ich sogar verstehen kann. Der Yaam ist schließlich sein Kind, es war seine Idee. Wir haben uns mindestens hundertmal dafür entschuldigt und es auch korrigiert.

Ferner ging es in dem Konflikt um eure Party zur Love-Parade am 8. Juli. Der U-Club hatte für denselben Termin eine Jungle- Party mit dem Downbeat Massive Soundsystem geplant.

Darüber haben wir uns am Mittwoch schließlich geeinigt. Der U- Club beendet seine Samstagsveranstaltungen, wenn unser Programm beginnt. Wir haben dafür die Party zur Love-Parade abgesagt, obwohl uns damit eine Menge Einnahmen durch die Lappen gehen. Wir haben so viele Beschimpfungen über uns ergehen lassen müssen, davon haben wir die Nase voll. Was nicht heißen soll, daß wir damit eingestehen, die Arschlöcher in diesem Konflikt zu sein, nach dem Motto: „Nun ist das Art- Kombinat endlich zur Vernunft gekommen“. Es ist bloß ein Zeichen dafür, wie wichtig es für uns ist, endlich in Ruhe unsere Sachen machen zu können.

Noch eine Frage zu eurem Programm. Einige Künstler treten regelmäßig an anderen Berliner Veranstaltungsorten auf, die genauso unabhängig sind wie ihr. Inwiefern grenzt ihr euch von der Bar jeder Vernunft oder der KulturBrauerei ab?

Mit unseren Konzertgeschichten wollten wir das Thema setzen: Frauen machen Musik. Dabei haben wir verschiedene Richtungen gewählt, wir haben Rock, Musical, auch Chanson. Es treten die verschiedensten Frauen auf, im Alter von 17 bis 82. Außerdem soll unser gesamtes Programm ein möglichst breites Publikum ansprechen, auch Lieschen Müller aus Treptow.

Wie stehen die Chancen für eine Verlängerung des Mietvertrages?

Die stehen sehr gut. Insbesondere, wo wir jetzt Gott sei Dank eine Einigung mit dem U-Club erreicht haben. In einem Punkt waren wir uns mit dem U-Club immer einig, daß dieser Ort für Kulturveranstaltungen genutzt werden sollte. Hätten wir jedoch weiterhin im Clinch gelegen, wäre es natürlich fraglich gewesen, ob man sich auch künftig auf zwei verkrachte Mietparteien eingelassen hätte. Interview: Kirsten Niemann

Die Eröffnungsveranstaltung des Art-Kombinats findet morgen, 3.6., ab 14 Uhr statt. Parallel dazu gibt es im Yaam eine Modenschau unter dem Titel „Africa Talking“, Einlaß nachmittags, Showtime 18.30 Uhr;

alles auf dem ehemaligen BVG- Gelände Treptow, Eichenstraße 4, Schlechtwetter-Info unter 411 39 98.

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