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Unterm Strich

Zwei Altargemälde von Peter Paul Rubens (1577-1640) werden auch weiterhin in den Sammlungen alter Meister der tschechischen Nationalgalerie in Prag zu sehen sein. Eine Berufungsinstanz hatte am vergangenen Donnerstag das Urteil eines Prager Gerichts aufgehoben, wonach das Museum zur Rückgabe der Kunstwerke an den Augustinerorden als ursprünglichem Besitzer verpflichtet werden sollte. Der Berufungssenat bezeichnete diese Entscheidung als falsch, weil kirchlicher Besitz eine besondere Art öffentlich-rechtlichen Eigentums sei, dem nicht der gleiche Schutz wie Privateigentum gebühre. Der zwischen der Nationalgalerie und der Religionsvereinigung „Nabozenska matice“ in den fünfziger Jahren abgeschlossene Schenkungsvertrag ist nach Auffassung der Berufungsinstanz rechtsgültig, weil er den damals gültigen Vorschriften entspreche. Die Vereinigung war nach der gewaltsamen Auflösung aller Orden durch die Kommunisten mit der Verwaltung von deren Eigentum betraut worden.

Der Prozeß gegen die Schriftstellerin Taslima Nasrin ist am Samstag in Bangladesch erneut verschoben worden. Auf Antrag der Rechtsanwältin der im Exil lebenden Autorin wurde in der Hauptstadt Dhaka die Gerichtsverhandlung kurzfristig ausgesetzt. Der Gerichtssaal war bereits überfüllt mit Zuschauern. Die 33jährige Taslima Nasrin ist angeklagt, in Interviews und Publikationen die religiösen Gefühle von Muslimen verletzt zu haben. Die Anwältin begründete ihren Antrag auf Verschiebung damit, bei einer höheren Instanz die im April vom Innenministerium erteilte Zulassung des Prozesses anzufechten. Dafür sei Zeit notwendig. Seit vergangenem Dezember wurde die Verhandlung bereits zum achten Mal verschoben. Taslima Nasrin verließ aus Sorge um ihr Leben 1994 ihre Heimat und lebt seitdem in Schweden. Sie hat angekündigt, im Juni für eine gewisse Zeit nach Berlin zu ziehen. Die Autorin, Ärztin und Frauenrechtlerin erhielt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. In der deutschen Hauptstadt möchte sie an einem Roman arbeiten. Unterdessen sind Gerüchte, Taslima Nasrin und der in Berlin lebende Exil-Schriftsteller Daud Haider aus Bangladesch hätten geheiratet, dementiert worden. Angehörige beider Familien bestritten einen entsprechenden Bericht einer in Dhaka erscheinenden Zeitung.

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