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■ Mit Siemens-Solar auf du und duVerlust-Marktführer

München (taz) – Je mehr Solarzellen ein Hersteller verkauft, um so mehr Miese macht er. Alle Firmen verlangen zur Zeit Dumpingpreise, um sich in dem Zukunftssektor einen hohen Marktanteil zu sichern. Siemens-Solar sieht sich selbst als Marktführer bei der Produktion von Solarmodulen – und ist damit auch Marktführer bei den Verlusten: 1993 verbuchte der Betrieb bei einem Umsatz von 121 Millionen Mark einen Verlust von 76 Millionen. 1994 sah das Ergebnis etwas besser aus; der Verlust sei allerdings immer noch „deutlich im zweistelligen Millionenbereich“, heißt es. Ob das 25 oder 55 Millionen bedeutet, will Pressesprecher Michael Henne nicht sagen.

Um diese Minusmillionen zu verringern, soll sich bei Siemens-Solar einiges ändern. Die Gesellschaft, die zu 51 Prozent Siemens und zu 49 Prozent dem Energieversorger Bayernwerk gehört, bekommt einen neuen Chef: Gernot Oswald, der ursprünglich schon im Siemens- Geschäftsbereich Halbleiter damit beschäftigt war, Verluste zu reduzieren.

Diese Personalentscheidung für einen Mann, der lange Erfahrung mit der Massenproduktion von Elektronik hat, zeigt auch den expansiven Kurs, den Siemens-Solar steuern will: „Wir wollen stärker wachsen als der Markt für Solarzellen – und der hat in den letzten Jahren um 15 bis 20 Prozent jährlich zugelegt“, sagt der Sprecher von Siemens-Solar.

Doch trotz hoher Wachstumsraten ist die weltweite Produktion noch nicht sonderlich hoch: 1994 wurden insgesamt Photovoltaikzellen mit einer Gesamtleistung von 61 Megawatt hergestellt; etwa 20 Prozent davon stammten aus den Siemens-Werkhallen im US- amerikanischen Camarillo.

Außerdem ist die Siemens- Solar GmbH mit ihren weltweit 500 Mitarbeitern, von denen 150 in der Bundesrepublik arbeiten, in Zukunft nicht mehr dem Siemens-Geschäftsbereich KWU zugeordnet. Dort sitzen nämlich die Ingenieure, die hauptsächlich an der Konstruktion von Atomkraftwerken herumtüfteln, und die haben sich in den letzten Jahren nicht übermäßig für die alternative Technik eingesetzt – oder, wie es die Pressestelle ausdrückt: Mit dem Bereich KWU, der vor allem Großanlagen herstelle, gebe es wenig „Synergiepotentiale“. Sehr viel besser sei es deshalb, die Photovoltaik dem Unternehmensbereich „Bauelemente“ zuzuordnen, um damit in den nächsten Jahren die Produktivität und die Einnahmen bei der Herstellung von Solarzellen zu erhöhen. Felix Berth

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