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Morsleben dichtgemacht

■ Magdeburger Ministerium verbietet radioaktiven Müll im Atomklo

Magdeburg (taz) – Das Umweltministerium von Sachsen-Anhalt will die Endlagerung auf der Sohle 5a des Atommülldepots Morsleben untersagen und damit faktisch einen Lagerungsstopp für mittelaktiven Strahlenmüll verhängen. „Nach eingehenden Untersuchungen sind wir jetzt der Auffassung, daß eine weitere Einlagerung in diesem Bereich aus Sicherheitsgründen nicht hinnehmbar ist“, sagte Umweltstaatssekretär Wolfram König gestern in Magdeburg. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber des Endlagers wurde aufgefordert, zu den Sicherheitsbedenken im Magdeburger Umweltministerium innerhalb von drei Wochen Stellung zu nehmen.

Das Ministerium macht unter anderem geltend, daß in diesem Bereich keine ausreichende Risikovorsorge getroffen wurde. „Das betrifft unter anderem die bis Februar 1991 erfolgte unsachgemäße Einlagerung flüssiger Abfälle“, sagt König. „Entgegen ursprünglicher Hoffnungen haben die sich nicht mit dem Bindemittel verbunden, sondern sind auf tieferliegende Sohlen durchgesickert.“

Auch die schon zu DDR-Zeiten praktizierte Versturztechnologie, bei der die Gebinde mit strahlendem Müll durch ein Loch im Boden in eine darunterliegende Sohle gekippt werden, entspreche nicht den Sicherheitsanforderungen. „Dabei können Fässer aufplatzen und sich unterschiedliche Substanzen mischen“, sagt König. „Die Endlagerbedingungen wären damit unkontrollierbar.“ Die vom BfS vorgenommenen Neuregelungen der Endlagerungsbedingungen und der Produktenkontrolle hätten nach Auffassung des Magdeburger Umweltministeriums nicht ohne Planfeststellungsverfahren eingeführt werden dürfen.

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