: Hundertwassermusik
■ In der Grünenstraße: Avail beglücken mit verschnörkeltem Punkrock
Punkrock und Punkrock, das ist noch lange nicht dasselbe, auch wenn die Rückkehr desselben spätestens seit der Disco-, MTV- und Chart-Präsenz von „Green Day“ und „The Offspring“ von Stadtmagazinen verkündet wird. Aber während der einstige Untergrund nach oben schwemmt, formiert sich darunter Neues, Innovatives: zum Beispiel „Avail“.
„Avail“ brettern so fröhlich und unbekümmert entlang der handelsüblichen Rockharmonien, daß einem natürlich schnell ihre einstigen Labelkollegen „Green Day“ in den Sinn kommen - auch die hatten schließlich mal auf Lawrence Livermoore's Lookout-Label begonnen. Den kommerziellen Erfolg dürfte aber diese Scheinverwandtschaft nicht näher bringen - zu viele Haken und Ösen machen das Material zwar interessanter als sonnenbeschienenen Dreiakkord-Punk. Aber je simpler, desto Radio - das gilt heute mehr denn je.
Dafür sind Avail etwas für Genießer, für Ohren, die auch mal einen Tick länger hinhören, was ein scheinbar sinnloser Teil eines Songs soll. Green Day würden als Architekten zwar schnittige, funktionale und bunte Gebäude hochziehen. Im Gegensatz dazu aber wäre das Hundertwasser-Haus Avail zuzuschreiben. Textlich bleibt man bei Abstraktem und Emotionalem. Und beim Persönlichen:In jedem der 12 Texte ihres Albums „Dixie“ ist jedes dritte Wort „I“. Der Spaß geht aber bei aller Nachdenklichkeit nicht verloren, auch zum Feiern läßt das Sextett genug Platz. Avail sind sich auch nicht zu schade, mal den ollen John Cougar Mellencamp und Ähnliches zu covern.
L.R.
Am 12. 6. ab 20.00 mit drei weiteren Bands in der Grünenstraße
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen